Die Hennakünstlerin spricht bereits mit dem Cover von der indischen Kultur, geheimnisvoll, märchenhaft, unnahbar, dezent, verschleiert, unantastbar. Das Bild hat mich sehr angesprochen. Es hat nicht zu viel versprochen, das Buch liest sich wunderbar.
Lakshmi die Protagonistin wird als indisches Mädchen in den frühen fünfziger Jahren Zwangsverheiratet. Sie traut sich aus dieser ungewollten Hochzeit auszubrechen und beginnt ein eigenes Leben. Was damals völlig undenkbar war erkämpft sich Lakshmi Schritt für Schritt.
Der Leser findet sich in der spannenden, von Kasten geprägten indischen Welt. Jede Tat, jede Bewegung, jedes gesprochene und “nichtgesprochene” Wort will zuerst auf die Goldwaage gelegt werden. Selbst die Kontakte zu Menschen können von grosser Bedeutung auf die eigene Stellung sein.
Die Autorin fügt viele indische Wörter in den Text ein, deren Bedeutung im Glossar zu finden sind, mein Tipp: haltet euch nicht zu fest an diese Wörter, der Lesefluss leidet, wenn ihr jedes Wort nachschlagt. Der Text ist auch ohne diese Erklärungen verständlich und wenn ihr wirklich etwas wissen möchtet, schlagt es im hinteren Teil des Buches nach.
Alka Joshi hat einen wunderbaren Schreibstil. Das Buch liesst sich flüssig, so flüssig, dass ich es kaum aus der Hand legen mochte. Sie beschreibt Indien wie es damals war, das Kastensystem, die Gesellschaft der Reichen wie auch der Armen. Alka Joshi versteht es, Informationen so in den Lesefluss einfliessen zu lassen, dass es nicht als Lehrbuch herkommt.
Ich habe mit Lakshmi mitgefühlt, mitgelitten und mich für sie und mit ihr geärgert. Lakshmi wird als starke Frau dargestellt, die ihren Weg sucht.
Ich kann die Hennakünstlerin auf jeden Fall jedem und jeder empfehlen, der/die sich für gesellschaftliche Themen und andere Kulturen interessiert und freue mich bereits auf den zweiten und vielleicht dritten Teil (?)