Ich hasse den Winter, weil er dich in Beschlag nahm
Wie das Eis, das ich von der Windschutzscheibe kratze
Von der Sonne abgewandt (375)
Über das Buch
Der Roman von Jodie Chapman ist auf Deutsch 2022 erschienen und besitzt 475 Seiten.
Nick ist geprägt von seiner Vergangenheit, was ihn zu einem schweigsamen Jungen machte. Anna dagegen lernt gerade sich für ihre Wünsche und Träume einzusetzen. Als die beiden aufeinandertreffen beginnt ein prickelnder Sommer voller Geheimnissen und magischen Momenten. Doch als sich der Sommer zu Ende neigt, fehlen Nick die Worte und Anna den Mut – sie treiben auseinander, ohne einander wirklich ganz loszulassen.
Ich und das Buch
Bevor ich das Buch zu lesen begann, habe ich bereits die Rezensionen dazu gelesen. Diese waren tatsächlicher eher schlecht, viele hatten anscheinend Mühe mit den Zeitsprüngen im Buch. Meine Erwartungen waren somit niedrig und ich hoffte, das Buch gut durchzukriegen. Daher war ich umso überraschter, als ich das Buch zu lieben begann. Doch von Anfang an:
Die Charaktere fand ich alle grossartig. Ich mochte nicht unbedingt alle, aber die Autorin schaffte es, sie authentisch wiederzugeben und einen Einblick in die Komplexität eines Menschen zu gewähren. Nick mochte ich gerade zu Beginn sehr, dank den Rückblicken konnte ich mir ein gutes Bild über ihn erstellen und sein Handeln besser nachvollziehen. Die Rückblicke fand ich sowieso gelungen. Es gab dem Roman eine neue Dimension, da die Nicks Vergangenheit zeigten und so noch einmal ganz neue Charaktere erschuf. Spannend fand ich persönlich auch, dass die Zeitsprünge zurück, wie Gedankengänge von Nick waren, es sind klar subjektive Ansichten. Anna ist ein sehr exzentrischer Charakter, gerade in ihrer Jugend handelt sie oftmals widersprüchlich. Dies ist aber durchaus verständlich und ich empfand es als eine willkommene Abwechslung. Anna ist Mitglied einer religiösen Gemeinschaft (die Details hält uns die Autorin bewusst vor. Aber die Mitglieder glauben, dass die Welt untergehen wird und nur die Gläubigen in den Himmel kommen), und obwohl sie glaubt und sich meistens zugehörig fühlt, hat sie Ziele und Sehnsüchte, die nicht umgesetzt werden in ihrer religiösen Gemeinschaft. Daher ja, ich konnte sehr gut nachvollziehen, dass Anna sich von beiden Seiten eingeengt fühlte.
Der zweite Teil, alles nach dem Sommer bei welchem sich Anna und Nick trafen, fand ich ebenfalls sehr gelungen. Sehr interessant fand ich die Pointe, dass Anna dank ihrer Willenskraft viele ihrer Wünsche umsetzen konnte, obwohl sie davor als unmöglich angesehen wurden. Während Nick, der immer damit angab, was er alles tun kann als «freier» Mensch nun in einem sicheren Job feststeckt und seinen Träumen nicht nachging. Mir gefiel dieser Umtausch sehr, es reflektierte für mich auch die heutige Gesellschaft.
Auch der Schreibstil konnte mich überzeugen, er war flüssig und geschmeidig. Mir gefiel auch, wie gesprochen wurde unter den Charakteren. Gut platziert fand man auch immer wieder ein Brief von Anna an Nick, welche sie aber nie abschickte. Gerade ihre Gedichte sprachen mich an.
Fazit
Ein Buch von welchem ich nicht erwartet habe, dass es mich vollkommen in den Bann ziehen kann und auch noch Tage später nachdenklich zurückließ. Ich kann es euch nur empfehlen!