“Die Hennakünstlerin” - ein Buch, das ich wohl nicht gekauft hätte, ein Buch, das ich jedoch kaum mehr aus der Hand legen konnte. Gekauft hätte ich es nicht, weil die Geschichte in Indien spielt und ich andere Landschaften f¨¨ürs Kopfkino reizvoller finde. Gekauft hätte ich es wohl auch nicht, weil mir diese Kultur so fern ist und ich mich überhaupt nicht in das dortige Denken von verschiedenen Göttern und dem Zauber von Henna hineinversetzen kann. Nun habe ich es aber gelesen - mit viel Freude und viel Horizonterweiterung.
Es ist die Geschichte einer Frau, die sich auch ihrer unglücklichen Ehe befreit und sich von Null auf ein neues Leben aufbaut - ein Leben, das sehr davon abhänig ist, wie gut ihr die Schönen und Reichen gesinnt sind. Die sozialen Missstände haben mich mehrfach zu Kopfschütteln verleitet. Wer in der falschen Kaste geboren wird, hat verloren, und die Elite glaubt, dass sie sich alles erlauben darf.
Eine Nacht voller Leidenschaft bringt Lakshmis aufgebautes Leben zum Einsturz, aber es zeigt sich: Wenn immer etwas schiefläuft, kann daraus auch etwas Gutes entstehen. Und so findet sie genau dann, als sie zum 2. Mal bei Null angelangt ist, zu ihrer wahren Berufung und zu wahrhaftigem Glück.
Die Autorin versteht es, lebendig zu schreiben und Spannung in den Handlungsbogen zu bringen. Das eine oder andere Mal schafft sie es auch, einem auf eine ganz andere Fährte zu schicken. Von den indischen Begriffen, die man nur mit Blättern zum Glossar übersetzen kann, sollte man sich im Lesefluss nicht allzu sehr stören lassen. Anfangs hat es mich gestört, dass ich immer hin- und herblättern musste, doch irgendwann liess ich es einfach bleiben, weil die Handlung auch so gut verständlich war.