George Eliot (eigentlich Mary Ann Evans) schrieb dieses umfangreiche Buch 1860 und lässt die Handlung in einem fiktiven Ort irgendwo im Norden Englands ihren Lauf nehmen. Es ist die Geschichte eines Geschwisterpaares, Maggie und Tom Tullliver, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Tom, ein sturer Hitzkopf (was er mit seinem Vater gemeinsam hat), der sich strikt an Prinzipien und Traditionen hält, ein für mich nicht unbedingt 100%iger Sympathieträger, der aber irgendwo das Herz trotzdem auf dem rechten Fleck hat. Maggie, die nett, freundlich, abenteuerlustig und einfach liebenswert ist, trägt diese Geschichte, die aufzeigt, wie sich eine Frau zwischen vier eher dominanten Männern (in DER zeit sowieso zu erwarten..) aufreibt und versucht, es allen recht zu machen, da es sonst Probleme geben könnte. Sie hält dieses Gefüge von ziemlich bornierten Eltern, einem Ueberbruder und zwei potentiellen Heiratskandidaten im Gleichgewicht. Dass diese Geschichte tragisch ausgehen muss, ist fast zu erwarten. Mary Ann Evans hat sich damals im viktorianischen England ein männliches Pseudonym zugelegt, damit ihr Buch, das heute zur literarischen, britischen Allgemeinbildung gehört, überhaupt verlegt wurde. Man traute dem Damenvolk aus dieser Zeit ausser nett aussehen, brav-kokett dasitzen und höflich parlieren nicht viel zu. Einmal mehr tragisch, trägt doch das Buch autobiographische Züge, das Leben für die Frau war damals ziemlich langweilig und auch anstrengend. Man musste seinen Weg zwischen all den lauten Männern finden, um nicht wahnsinnig zu werden. Tolles Buch, das es auch bei uns zu entdecken gilt, süffig geschrieben, an manchen Stellen hat es mich an Charles Dickens oder an die Bronte-Schwestern erinnert.