Ich habe mich endlich einmal an einen Klassiker gewagt. “Das Bildnis von Dorian Gray” von Oscar Wilde hat mich mitgerissen. Anfangs ist einem der Protagonist noch sehr sympathisch, etwas naiv vielleicht, aber sehr nett. Sehr eindrücklich wird er dann aber je länger je mehr von seinem “Freund” Harry zu Gedankengängen inspiriert, die Empathie, Freundlichkeit und Menschlichkeit gänzlich aus seinem Leben verbannen. Dorian wird vom netten Jüngling zum selbstsüchtigen Egoisten, ja sogar zum Mörder. Und immer wieder findet er “logische” Begründungen für seine Missetaten. Das Buch spiegelt für mich wieder, dass alles auf der Welt immer von verschiedenen Standpunkten aus angesehen werden kann. Man könnte Harry die Schuld an allem geben, da er den jungen naiven und unerfahrenen Menschen Dorian Gray mit seinem Gedankengut impft und voller Bewusstsein lenkt. Nur so einfach ist es dann doch nicht. Schliesslich wurde Dorian Gray von niemandem gezwungen, sein Leben so zu leben, wie er es eben tat. Anfangs musste ich mich etwas durch die ersten Seiten zwingen, denn normalerweise lese ich von der Schreibart her eher einfachere Kost. Das Durchhalten hat sich aber sehr gelohnt.