Sartres Zitat könnte wohl das Motto dieser Brüder sein. Sie sind das, was von einer Familie übrig geblieben ist. Zerrüttete Verhältnisse haben das Heranwachsen des 21 jährigen Paolo und des 19 jährigen Antonio begleitet. Der unkontrollierbare tyrannische und diabolische Vater und die Mutter, die sich der Naturgewalt ihres Mannes ergibt, sich unterordnet und versucht den Schein zu wahren. Bis sie abhaut. Schlussendlich kommt der Vater im wuttrunkenen Suff zu Tode. Alleine gelassen und geächtet wegen des obsessiven Vaters verwalten sie das bisschen Familie. Die Erinnerung an die Wutexzesse des Vaters und das Gefühl, immer auf der falschen Seite des Schicksals zu stehen verbindet sie. Doch genau diese Wut des Vaters treibt den Älteren des Bruders um. Sich nichts bieten zu lassen, keine “Schwuchtel” zu sein wird sein Mantra. Wie muss er sich auf der Baustelle beherrschen, wenn sein Chef Serra ihn wegen Verspätung abmahnt. Gewaltexzesse mit seinen Kumpanen sind sein Ventil. Nur so spürt er sich, nur so kann er seine andere Seite übertünchen. Antonio hat keinen Job. Einzig sein Freund Italo bietet ihm Zuflucht. Er sehnt sich nach Normalität und traut sich doch nicht auszubrechen. Er ist der Sanftere, doch auch er hat ein dunkles Geheimnis. Das Buch beginnt dramatisch und tragisch, es tastet sich in einer rauhen derben Sprache in das Gefühlsleben der beiden Jungs und beschreibt die Exzesse schonungslos, brachial und mitreissend. Niemand kann Paolos Dämonen stoppen, kein Rettumgsring, den man ihm aufwirft, hilft Antonio sich vom Bruder abzugrenzen. Gewalt und Alkohol, eine verlogene Machokultur und die mit dem Joint erkaufte Teinahmlosigkeit einer verwahrlosten Jugend prägen die Tage in der stickigen von unbarmherziger gequälten Kleinstadt im Süden Italiens. Selten wurden “Underdogs” so ergreifend in einen Roman gepackt, eine Bruderliebe so subtil erzählt und das Fast-Happy End abgeliefert.