Der Roman beginnt mit einem Prolog, der die Flucht Luthers aus Augsburg (1518) beschreibt, nachdem er seinem ‘neuen Glauben’ nicht abschwörte.
Darauf folgt ein Schwenker nach 1555, wo der Roman spielt - was das alles mit Luther zu tun hat spart sich Galvani in der vollen Entschlüsselung bis zum Schluss auf, wie sie auch sonst mehr an- als ausleuchtet - und die Lesenden immer weider mit Mutmassungen zurück lässt…
Da sind die Meitingers (Severin und Christiane) mit ihrer Buchdruckerei, Christianes Cousine Martha mit ihrem Mann Sebastian Rehm (Schriftsteller) und dem kleinen Sohn Johannes. Wichtige Rollen kommen Georg Imhoff (einem andern Dichter) zu und Pater Ehlert, ein Jesuit, der auch als Exorzist tätig ist - und immer wieder, wie aus dem Nichts auftaucht und irgendwie mit allem verquickt ist… (Leider verschwindet diese Perso ebenso, wie sie aufgetaucht ist.)
Zunächst stirbt Sebastian, wohl an der schwarzen Galle, dann auch Severin… alles wird verknüpft mit einem andern Buchhändler aus Frankfurt (Wolfgang Delius). Dieser erhielt mehr als einen mysteriösen Brief von Sebastian Rehm und sieht sich nun genötigt, dem ganzen auf den Grund zu gehen. Zusammen mit seinem Freund (Bernhard Ditmold) begibt er sich nach Augsburg, wo er allerdings zu spät eintrifft… Unterwegs steigen die beiden genau in jener Posthalterei ab, wo man den erschlagenen Meitinger aufbahrt. Hier nimmt die Geschichte ‘Fahrt auf’, nachdem Bernhard Ditmold als Assesor den Auftrag erhält, den Mörder zu finden.
Christiane als emotional am meisten involviertes Glied dieser Personenkette gerät in ein Wechselbad der Gefühle. Sie ist in Gefahr - und sieht doch eher andere gefährdet. Als sie letztendlich auch ihre Cousine verliert, verliert sie den Boden unter den Füssen… Sie weiss nicht mehr, wem sie trauen kann, wer nun recht hat und wem eigentlich ihr Herz gehört…
Insgesamt finde ich den Roman sehr intelligent und spannend geschrieben.
Ich möchte hier aber nicht zu viel verraten! Der Roman hat ein historisches Gerüst, welches sich um Luthers Flucht aus Augsburg und um den Religionsfrieden von 1555 dreht. Wie die beiden Jahreszahlen verknüpft sind, legt Galvani gegen Schluss des Romanes offen, wie sie auch im Schlusswort ausführlich beschreibt, wie sie an den Stoff gekommen ist.
(Den einzigen (ärgerlichen) Fauxpas finde ich, dass die Wiedertäufer mit den Zwinglianern gleichgesetzt werden, was historisch nicht ganz stimmt. Zwar entstanden die Wiedertäufer im Kreise um Zwingli, spalteten sich aber davon ab, weil ihnen diese Reformation zu wenig weit ging.)