Ich muss gestehen, dass ich mich bei der Auswahl dieses Buches vor allem vom Cover habe beeinflussen lassen, diesem schön gemalten Bild eines Seeufers. Und dem Kurztext; Elle hütet ein Geheimnis. Natürlich wollte ich wissen, was das für ein Geheimnis ist.
Die Geschichte entfaltet sich mit der Zeit immer weiter. Man steigt ein an jenem Morgen, nachdem Elle ihren Ehemann Peter mit ihrem Jugendfreund Jonas betrogen hat. Sie ist mit ihrer Familie im Papierpalast, dem Ferienhaus an diesem wunderbaren See auf dem Cover. Die Erzählung wechselt immer wieder von diesem jetzigen Ereignis, den 24 Stunden im Papierpalast, in welchem Elle sich entscheiden muss wie es weitergeht, zu Szenen aus Elles Kindheit und Jugend, aus dem Leben ihrer Mutter und sogar dem ihrer Grossmutter.
Gerne hätte ich mir am Anfang eine Trigger-Warnung gewünscht, da es immer wieder um sexuelle und psychische Gewalt geht. Vera Teltz, die Hörbuchsprecherin, hat in mir ein klares Bild von Elle und dem Papierpalast entstehen lassen. Ihre ruhige, leicht raue Stimme passt gut zu der sommerlichen Stimmung, die immer wieder von schlimmen Erlebnissen aus der Vergangenheit überschattet werden. Auch konnte ich Elles Zerrissenheit gut nachvollziehen, ihr Wunsch nach einem “normalen” Leben mit Peter, dem Geheimnis, das alles überschattet und der nicht ausgelebten Liebe zu Jonas. Gerne hätte ich Elle gesagt; du bist genug, du brauchst niemanden um dich ganz zu fühlen (und hätte ihr dringend eine Therapie empfholen um all den Balast aus der Vergangenheit zu verarbeiten!).
Es ist keine Geschichte, den man einfach mal nebenbei hört bzw. liest, keine leichte Sommerlektüre. Thematisch als auch inhaltlich eher anspruchsvoll. Wer gerne dichte und komplexe Familiengeschichten hat, dem kann ich das Hörbuch als auch das Buch sehr empfehlen.