Der Zug von München in Richtung Berlin verlässt pünktlich den Bahnhof. Im Zug befinden sich Menschen, welche ihre eigene Geschichte haben und sich aus unterschiedlichen Gründen auf den Weg in Richtung Berlin machen. Da ist Marlis mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern, welche nach einem Besuch ihrer Schwägerin auf dem Rückweg in ihre Heimat sind. Auch die vierköpfige Band rund um Carla kehrt nach einem Konzert in München nach Berlin zurück. Was Marlis schön längst weiss, ahnt nach der Abfahrt keiner: In Berlin wird eine Mauer gebaut. Doch als die Radios eingeschaltet werden, macht diese Nachricht schnell die Runde. Es bleiben genau dreieinhalb Stunden um sich zu entscheiden, ob man in die Heimat zurückkehrt oder sich ein neues Leben auf der anderen Seite der Mauer aufbaut. Doch diese Entscheidungen zerstören Freundschaften und ganze Familien. Aber die Entscheidung ist alles andere als leicht. Wie soll ich mich entscheiden? Dass ist sicherlich die meist gestellte Frage in diesem Zug.
‘Dreieinhalb Stunden’ ist eine sehr spannende Geschichte, die den Leser gleich ab der ersten Seite packt. Die Geschichten der verschiedenen Zugpassagiere werden in kurzen Kapiteln beschrieben und man kann mit ihnen die ganze Zugfahrt mitverfolgen. Wie die Geschichte für die Reisenden ausgeht, welche sich für die Rückkehr entschieden haben, bleibt am Schluss offen und lässt dem Leser einen eigenen Interpretationsspielraum, wie die Geschichte weitergehen könnte.
In diesem Buch gibt es nicht den einen Hauptprotagonisten. Jeder einzelne der in diesem Buch erwähnt wird und aus dessen Sicht erzählt wird, ist ein Hauptprotagonist. Am meisten beeindruckt hat mich Marlis. Eine Frau die in Kauf nimmt, dass ihre Familie auseinanderfällt, damit alle ihren Frieden haben. Eine sehr starke Persönlichkeit, die aber genau weiss was sie will und durchaus auch mal verzichten kann.
Das Buch konnte mich bereits ab der ersten Seite fesseln. Wer den Film gesehen hat, soll unbedingt auch das Buch lesen und sich nochmals in die Geschichte einlassen.