Die 19-jährige Arwa zieht für ihr Studium nach Wien, wo sie auf einer Hochzeit auf Tariq trifft. Schon vom ersten Augenblick an fühlt sie sich von ihm angezogen. Auch Tariq geht es ähnlich, doch ihm fällt es zunehmend schwerer die Traditionen seiner Familie und seinen eigenen Wunsch nach Freiheit zu balancieren. Ihre Liebe hat nur eine Chance, wenn sie sich ihren eigenen Ängsten stellen …
Meine Meinung
Bei diesem Buch hat mich der Klappentext angesprochen. Weil ich so etwas noch nie in einem New Adult Roman gelesen habe. Es geht um starke Familienbindung, fest verankerte Traditionen und die Angst davor, anders zu sein.
Arwa ist eine Protagonistin, die ich von der ersten Seite an sympathisch fand. Sie ist vielschichtig und komplex. Ihre Gedankengänge und Handlungen wirken echt und nicht widersprüchlich. Am meisten gefallen hat mir ihre Reflexionsfähigkeit. Denn das ist etwas, was ich bei den meisten Protagonisten bei NA-Büchern vermisse. Weil – und hier kommt meine härteste Kritik an NA-Romanen – wenn die meisten Protagonist:innen in diesen Büchern ihre Handlungen wirklich mal reflektieren würden, dann gäbe es meiner Meinung nach keine Konflikte und somit auch keine Geschichte.
Aber in dieser Geschichte ist es anders. Es sind lebensnahe und realistische Probleme, mit denen Arwa als auch Tariq sich auseinandersetzen müssen. Beispielsweise den Konflikt, wie man den Traditionen des Heimatlandes gerecht wird, aber gleichzeitig seine Wünsche, die man nur hat, weil man eben nicht in diesem Land lebt, verwirklichen kann … Schwierige Sache, denn man gerät in einen Konflikt mit sich selbst. Und das wird in diesem Buch gut behandelt.
Ich liebe den Schreibstil der Autorin. Er hat etwas Poetisches an sich, was den Texten etwas sehr Besonderes verleiht. Zwar taucht das ein oder andere Klischee in den Konversationen auf, aber da kann ich drüber hinwegsehen.
Wenn Arwa oder Tariq nachdenken, beinhalten diese Gedanken Tiefgründigkeit. Es ist wirklich eine schöne und gelungene Abwechslung zum Rest des Buches, wenn man als Leser:in in ihren Kopf eintauchen kann. Manchmal wird den Überlegungen aber die Komplexität entnommen, indem sie zu sehr erklärt werden; wenn zu viele Metaphern hinzukommen und die Überlegungen auf einen einzigen Grundgedanken runtergebrochen werden.
Obwohl sich die Spannung etwa bis zur Hälfte sehr gut hält, kamen mir einige Szenen doch etwas sehr langgezogen vor. Einmal beispielsweise tauscht sich die Freundesgruppe etwa drei Doppelseiten lang über Bollywoodfilme aus, was mir etwas zu lang war. Dazu kommt, dass die Charaktere in diesem Buch (Arwa und Tariq ausgenommen) mir nicht ganz real erschienen. Sie sind entweder das eine Extrem oder das andere. Entweder ruhig und in sich zurückgezogen oder laut und einnehmend. Natürlich gehören nicht alle Charaktere dazu, aber mir hat es gereicht, dass auch nur ein paar unter diese Kategorie fallen, um die Glaubwürdigkeit ihrer Person zu zerstören.
Leider war die Geschichte für mich ab der Mitte nicht mehr so spannend. Sie verliert ab dann immer mehr an Reiz, weil die Handlung nicht wirklich vorankommt. Der Fokus der Geschichte verändert sich, indem es nicht mehr um die inneren Konflikte der Protagonist:innen geht, sondern um ihre Wirkung auf andere. Es ist schwierig zu beschreiben, aber ich fühlte mich Arwa und Tariq nicht mehr so nahe, weil diese Tiefe, die zu Beginn geherrscht hat, mit einem Mal nicht mehr da war.
Es ist ein gutes Buch. Ein Buch, das mich mit seiner Thematik mitreissen konnte, mich aber am Ende leider nicht ganz begeistern konnte.
Fazit
Arwa und Tariq sind sehr komplexe und sympathische Protagonisten, vor allem ihr Denken wirkt sehr realistisch. Auch den Schreibstil der Autorin mag ich sehr gerne; er ist sehr poetisch und trägt eine Melancholie in sich.
Leider fällt die Spannung ab der Mitte ab und die Geschichte zieht sich ab dann ein wenig, weil der Fokus nicht mehr so sehr auf der Entwicklung der Protagonisten liegt.
Aber auf jeden Fall ein schönes Buch über ein wichtiges Thema!