“Der Brand” heisst der Roman Daniela Krien. Und es brennt in der Tat an mehreren Fronten: Es brennt in der Wohnung, die Rahel und Peter für ihren Urlaub beziehen wollten. Es brennt aber auch den Beziehungsebenen - von Rahel und Peter, die seit fast 30 Jahren verheiratet sind, von Rahel und ihrer Tochter, von Rahel und dem Mann, den sie als ihren Vater zu erkennen glaubt. Der Titel ist wahrlich gut gewählt, das Thema an sich spannend.
Im Fokus der Geschichte steht Rahel, die ernüchtert auf ihr Leben und ihre Beziehungen schaut. Aber eben auch etwas frustriert. Wo bleibt die Liebe, fragt man sich als Aussenstehende, wo die Nähe, wo der Kampf darum? Sie fehlt, scheint verloren und ist auch nicht so einfach wieder herzustellen, auch wenn sich Rahel genau das wünschen würde. Nur zeigt auch sie wenig Bereitschaft zum Gespräch.
Diese fehlende Bereitschaft, das sich immer wieder herauswinden aus einer beginnenden Diskussion, auch die mangelnde Auseinandersetzung mit sich selbst war für mich als Leserin nicht immer nachvollziehbar. Und doch denke ich, sind gerade diese Abbild vieler Realitäten, die so manche Beziehung zum Scheitern bringen. Das sei dem Buch gutgeschrieben; hier hat die Autorin viel Kraft reingesteckt.
Gestört haben mich indes die Nebenschauplätze. Da wurde teilweise viel zu viel (Unnötiges) reingepackt - Themen wie Covid, Frauenrechte, Aufarbeitung (oder eben auch hier mangelnde Aufarbeitung) von alten DDR-Mustern, einer Aufzählung von psychologischen Praxisfällen und weiteres mehr haben mich vom Lesefluss und von der Grundthematik abgelenkt. Sie irritierten mich, weil sie nur angedeutet, nie aber konkretisiert wurden, auch dann nicht, wenn sie einiges zur Klärung hätten beitragen können. Die Geschichte erhielt dadurch zeitweise eine irreführende Oberflächlichkeit, die den nicht oberflächlichen Kern übertünchte.