“Der Panzer des Hummers” ist ein Familienroman der etwas anderen Art: Die einzelnen Familienmitglieder lernen wir in Form von sehr reizvoll gestalteten literarischen Portraits kennen. Obwohl die Protagonisten Teil ein und derselben Familie sind, haben sie sich weitgehend emotional entfremdet und befinden sich jeweils auch biografisch an völlig unterschiedlichen Stationen. Aber auf alle Fälle macht jede der kurzen Episoden aus dem Leben der verschiedenen Charakteren Lust darauf, die jeweilige Person noch näher kennenzulernen bzw. mehr über ihre weitere Entwicklung zu erfahren. Dies hängt sicherlich auch mit dem sehr angenehmen und flüssigen Schreibstil der Autorin zusammen: Viele ihrer Metaphern sind originell und clever gewählt und die dadurch erzeugten Stimmungen sind sehr kraftvoll. Doch leider bleibt es bei diesen Appetizern.
Über das Leben derjenigen Person, die den Raum für die Geschichte(n) der Familie eröffnet - das Medium Bee - erfahren wir wohl mindestens genauso viel, wie über dasjenige der einzelnen Mitglieder der portraitierten Familie.
Leser / Leserinnen die ein in sich geschlossenes Ende der Story oder zumindest Hintergrunderklärungen erwarten, sind beim Panzer des Hummers genauso an der falschen Adresse wie diejenigen, die eher eine Schwäche für ein grosses dramatisches Finale haben. Es ist ein Familienroman, der eher von Skizzen und deren Kontemplation lebt.