Kriege sind ja nie besonders hilfreich, gesund, schlau oder spassig und entstehen nur in den Köpfen derjenigen Menschen, die NICHT an die Front müssen, sprich alte, weisse Männer, die bei Cognac und Zigarren Figürchen auf einem riesigen Schlachtplan herumschieben. In diesem Buch ist es nicht anders, allerdings gehts nicht darum, WIE der 1. Weltkrieg entstanden ist, sondern das Buch beginnt mitten drin. Wir begleiten junge, deutsche Männer in die Schützengräben der Westfront gegen die Franzosen und Engländer. Das sinnlose Schlachten und Sterben ist Alltag, Müdigkeit überall in den abgespannten und gealterten Gesichter der Männer, die eigentlich noch die Schulbank drücken müssten. An den Tod hat man sich gewöhnt, und nur hie und da, wenn ein Mensch fällt, für den man tiefe Freundschaft empfunden hat, dann kriegt die Gleichgültigkeit Risse, nur um gleich im Donner der Geschütze erneut zu verstummen. Ich habe mich lange mit dem 1. Weltkrieg auseinandergesetzt, dieser Mutter aller modernen Kriege, die noch folgen sollten, aber bis heute ist es mir nicht gelungen, nur einigermassen Verständnis für eine solch ungeheurliche Stupidität der Generäle und Verantwortlichen auf beiden Seiten aufzubringen. Wenn ¨über Monate eine Schlacht wie Verdun unzählige tausende von Toten fordert, nur dass am Schluss keinerlei Landgewinn oder friedenbringende Entscheidungen resultieren, man aber trotzdem weiterschiesst, dann ist die Menschheit tatsächlich an ihrem verdienten Ende angekommen. Remarque versteht es meisterlich zu zeigen, wie verzweifelt die junge Männer versuchen, das, was von ihrer Würde noch übrig ist, aufrecht zu erhalten. Es gelingt nur bedingt, da der Tod und der Krieg einfach zu übermächtig sind. Ein wirklich erschütterndes Buch, das mich nie wieder losgelassen hat, seit ich es als Schüler gelesen habe.