Der dritte Teil hat mir ebenfalls sehr gefallen. Er ist auch sehr versöhnlich. Für mich persönlich müsste er das zwar gar nicht unbedingt, ich mag ziemlich offene Enden ebenfalls sehr gut - insofern hätte ich es eigentlich toll gefunden, wenn das Ende ein kleines bisschen eher stattgefunden hätte (z.B. nach dem Telefonat) - aber handkehrum ist es so eben auch schön. Jakobs und Prometheus’ Gespräch zum Schluss (S. 200) hat mir auch sehr, sehr gefallen.
Und wieder hat es Stellen drin, die in all der Tragik absurd-witzig sind, wie z.B. die Stelle, wo ein Pony beschliesst, den Eichhörnchen zu erzählen, dass sie doch nicht eine so gar schlechte Meinung von Prometheus haben müssen. Es ist völlig irrelevant, scheinbar auch total unpassend bei all der Schwere und hat trotzdem Platz.
Aslaugs Härte relativiert sich durch ihre Geschichte natürlich. Ich bin mir nicht so ganz schlüssig, wieviel dieser Härte ihrer Schuld zuzuweisen ist und wieviel durch das Erfrieren ihres Kindes. Tiefe Trauer prägt so ungeheuer. Ich will mir nicht vorstellen müssen, wie es sich anfühlt, sein Kind zu verlieren. Geschweige denn so. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie die unterlassene Hilfeleistung auch nur annähernd so schlimm empfand.
Zumal ich mich gefragt habe, ob es nicht ihr Vater war, der sie vergewaltigt hat. Womöglich auch ihre Mutter auf dem Gewissen hat. Und säuft und prügelt. Erstaunlich war für mich, dass sie offenbar ihr Kind so unglaublich geliebt hat - von Anfang an. Und offenbar nicht existenziell damit gehadert hat, dass es durch eine Vergewaltigung entstanden war. Erstaunlich ebenfalls, dass sie in ihrem Elternhaus wohnen geblieben ist. Schätzungsweise, weil ihr Kind da begraben ist, aber trotzdem…
Aslaugs Geständnis war übrigens für mich überhaupt nicht unpassend, sondern absolut schlüssig. Es passt zu ihrer “Abgeklärtheit”, dass sie auch davon erzählen kann. Und zwar genau dann, wenn sie es für richtig hält. Und nur dann.
Die Sache mit seinem Namen… Ich hatte eigentlich bereits am Anfang des Buches vermutet, dass der Name als Thema wieder auftauchen würde. Es ist so ein bisschen, als würde er nun mit dem Namen Marvin sein Ego nicht mehr so furchtbar wichtig nehmen. (Wunderbar auch Liljas Beobachtung zu Jakobs Mutter als Hebamme.)
Übrigens: Es hat eine Seite im letzten Abschnitt, die garantiert jedem aufgefallen ist. Und es erstaunt mich eigentlich, dass diese noch gar nicht erwähnt wurde. Die Seite 203. “Alles wird gut.” Drei Worte auf pechschwarzem Grund. Sehr simpel und ein absolut grossartiger Bruch. Im Grunde schon fast die Zusammenfassung des Buches. Absolut auf dem Punkt.
All in all: Das Buch hat mir sehr, sehr gefallen und ich werde es definitiv weiterempfehlen!