Es ist so viel passiert in diesem zweiten Leseteil und schwierig alles wiederzugeben. Hier meine Gedanken dazu:
Gleich zu Beginn erfährt man welcher Willkür die Menschen in Jaffna ausgesetzt waren. Dass sogar 14-jährige Kinder von Soldaten abtransportiert werden, ist unvorstellbar. Die Soldaten machen, was sie wollen und kasernieren Sashis Bruder und viele andere ein.
Beeindruckend ist, dass der Protest der Mütterfront, es schafft, dass ihre Söhne wieder freigelassen werden. Das war eine wirklich mutige Aktion und hat auch bei den Militärs einen tiefen Eindruck hinterlassen, da sie die Kinder freiliessen. Allerdings redet Aran nicht mehr darüber, was dort passiert ist. Offenbar schlimmes, wenn man reiner Willkür ausgesetzt ist.
Auf der anderen Seite erfährt man, wie die Tamil Tigers vorgehen und Leute rekrutieren, ausbilden, Gelder, Speisen und sogar Häuser erpressen. Deren Disziplin wird dennoch gelobt, da die Zivilbevölkerung sich freier unter dem Schutz der Tigers bewegen kann. Allerdings verschwinden kritische Menschen spurlos (der Student Ravikumar) und andere (Sashis Mentor Sir) werden auf offener Strasse getötet.
Sashi würde nie in die Tamil Tiger Bewegung eintreten: „Ich konnte mir nicht vorstellen, wie es wäre, einer Idee stärker verpflichtet zu sein als der Familie“ (Seite 169).
Dennoch geht sie ins Lazarett der Tigers, um zu helfen. Sashi will eine gute Ärztin werden und muss einfach helfen, wo sie kann, das ist sie sich und vorallem ihrem grossem Medizin Bruder schuldig. Und vielleicht gehören die Patienten auch zu ihrer erweiterten „Familie“? Und ist da nicht auch der Eid des Hippokrates, der sie bindet?
Endlich kann Sashi studieren. Allerdings wird sie aber bald mit dem gewaltsamen und feigen Mord an ihrem Mentor Sir konfrontiert. Das war sehr aufwühlend. Auf der anderen Seite begegnet sie der begnadeten Professorin, die sie sehr wohlwollend empfängt in der Uni.
Ich denke Anjali Acca besetzt eine Schlüsselrolle neben K, der Mutter, Aran und den Brüdern. Der Vater hat meiner Meinung nach weniger Einfluss auf Sashi, da er selten zu Hause ist. Wenn er da ist, gibt es oft Konflikte.
Beklemmend finde ich die Schilderungen, wie die Zivilbevölkerung immer tiefer in den Konflikt hineingezogen wird und die Kriegsparteien die Lage immer weiter eskalieren.
Als die indische Armee zu Hilfe kommt, ist die Zivilbevölkerung zwar froh, aber es werden schon weitere Konfliktmomente angedeutet. Die Tamilen sind wohlhabender, gebildeter und selbstbewusster als die aus elenden Verhältnissen stammenden indischen Soldaten. Dazu kommen Kommunikationsprobleme. Schon bald werden die Verhältnisse eskalieren?
K kommt zwar immer wieder zu Sashi, dann aber ist entweder etwas Schlimmes passiert oder er verlangt etwas von ihr will: Sirs Tod, Dayalans Tod, mit einem unbekannten, verletzten Patienten drängt er Sashi ins Lazarett, Seelans Verletzung, der Hungerstreik. Nur einmal gegen Endes des 2. Leseteils erklärt er sich Sashi. Allerdings spricht er nicht aus, dass er Sashi auch liebt. Er ist der Sache der Tamil Tigers mehr verbunden als Sashi.
Ich bin sehr gespannt darauf, wer die Berichte und Flugschriften verfasst hat und wie der Hungerstreik ausgeht? Ich glaube, dass Sashi ihr Studium abschliessen wird, vielleicht im Ausland?
Schade finde ich, dass es kein Glossar gibt, denn viele tamilische Namen und Begriffe werden genannt, die man nachschlagen muss. Beispielsweise Dalit, Kuttiya, Ponniyin Selvan, String Hoppers, Pittu, Vadai, Murukku, Auberginen-Poriyal, Parippu … Aber vielleicht ist das auch gewollt, um sich mit der Geschichte mehr auseinanderzusetzen? Und es würde den Roman sprengen.