DrQuinzel Von all den Büchern, die ich in Leserunden entdecken durfte und wohl auch von den Romanen, die ich in letzter Zeit selber gekauft habe, ist Der brennende Garten ganz oben. Ich finde das Buch fesselnd, zugänglich, erhellend, berührend und bereichernd. Und zwar wirklich bis zum Ende. Das Thema des Bürgerkriegs in Sri Lanka ist wahnsinnig gut auf- und eingearbeitet. Selbst wenn sich jemand nicht weiter mit dem Thema auseinandersetzt, so schafft es V.V. Ganeshananthan wirklich, verschiedene Perspektiven auf zugängliche Art und Weise dazulegen. Sprich insofern die Lesenden bereit sind, sich auf diese unterschiedlichen Perspektiven einzulassen, ihre eigenen (Vor-)Urteile dabei zu entlarven und so eine ganzheitlichere Sichtweise einzunehmen, ist dieses Buch für alle ein grosser Gewinn.
Du stellst viele Einzelfragen, liebe @DrQuinzel , ich versuche, sie alle möglichst kompakt zu beantworten:
Ich fand neben Sashi tatsächlich ganz viele Figuren und deren Schicksale sehr berührend - die vergewaltigte Priya, die später wohl den Anschlag verübt hat, Anjali und Varathan, die Brüder von Sashi, insbesondere Niranjan und Aran, der Lehrer Sir, Sashis Grossmutter und Eltern, die Freundin Hasna und deren Vater, die Freundin Bhavani, die fast vergewaltigt wurde, Niroshan als erster Patient und späterer Verbündeter von Sashi, K. die Nachbarn der Grossmutter…es sind so viele. Und alle sind wirklich ein wichtiges Teilchen, um eben diese Komplexität abbilden zu können.
In gewisser Weise waren Anjali und Varathan ab einem bestimmten Zeitpunkt eher ihre Familie, als es ihre leibliche Familie war. Sie hat sich mit ihnen der Aufarbeitung und der Wahrheit verpflichtet. Darum ja, ich kann mir vorstellen, weshalb sich Sashi entschieden hat, zuerst nicht zu gehen.
K.s Hungerstreik war für mich ein gutes Beispiel, wie Menschen, die sich einer populistischen Bewegung anschliessen, instrumentalisiert werden. Er und Sashi haben sich beide sehr zum Arztberuf und dem “Menschen dienen” hingezogen gefühlt. Aber sie haben sich aus unterschiedlichen Gründen komplett unterschiedlich endschieden. Ich glaube dass seine Figur sehr wichtig war, um eben auch so eine Entwicklung aufzeigen zu können. Und auch wie widersprüchlich und wenig schlüssig die Argumentation dahinter war.
Wie gesagt, ich schätze dieses Buch sehr und bin ausserordentlich dankbar dafür, es gelesen zu haben - inklusiver aller Tränen, überraschenden Wendungen, Schock- und Herzensmomenten.