tanisha-b
Der Einstieg war für mich etwas harzig. Nach etwa zehn, fünfzehn Seiten fragte ich mich ehrlich, ob es eine gute Idee gewesen war, an der Leserunde teilzunehmen. Irgendwie musste ich Sätze immer wieder lesen, weil der Inhalt in meinem Kopf einfach nicht ankam. Also machte ich eine Pause und als ich später weiterlas, ging es plötzlich Schlag auf Schlag. Innerhalb der nächsten dreissig Seiten fand ich richtig ins Buch, das eine regelrechte Sogwirkung entfaltete. Ich vergass die Zeit um mich herum komplett, und plötzlich waren zwei Stunden vergangen. Das ist mir schon lange nicht mehr passiert, dass ich meine Umgebung so völlig ausblende.
Ich brauchte danach einen Moment, um wieder aus der Geschichte herauszufinden und in der «realen» Welt zu landen. Dabei half es auch nicht, dass mein Kopfkino, das beim Lesen immer mitläuft, so detailliert und ausgeprägt war. Das führe ich auf den bildhaften und beschreibenden Erzählstil zurück, der mir sehr zusagt.
Ich mochte, dass man direkt in die Geschichte hineingeworfen wird, ohne viel Hintergrundwissen, und dass sich die Zusammenhänge nur nach und nach offenbaren. Das hält die Spannung aufrecht, und man rätselt automatisch mit. Ich bin gespannt, ob sich noch klärt, warum Nemea einen so grossen Hass auf die Sirenen hat und weshalb er so grausam ist. Auch gibt es bisher nur Andeutungen, wie Imogen als Mündel zu ihm kam. Offenbar stammt sie aus einer reichen Familie, doch wie diese zu ihrem Reichtum gelangte und weshalb niemand weiss, dass es sich um eine Sirenenfamilie handelt, ist noch unklar.
Zudem ist mir noch nicht ganz klar, wie genau Imogens Kraft wirkt. Singt sie, als sie die Soldaten dazu bringt, sie zu Theodor ins Zimmer zu lassen? Und was genau macht sie, damit sich Nemeas Schergen nur so langsam bewegen können? Wenn ich mich richtig erinnere, beschreibt die Autorin es als etwas, das aus ihr herausfliesst. Oder hat jemand von euch ein Detail im Kopf, das ich überlesen habe?
Was mir ebenfalls gefallen hat, ist das rasche Erzähltempo. Die Handlung kommt gut voran und verzettelt sich nicht. Etwas schwer nachvollziehbar finde ich jedoch, wie lange Imogen es bei Nemea ausgehalten hat. Wahrscheinlich erreicht aber jede Person irgendwann den Punkt, an dem das Fass überläuft und man aus einer Situation ausbrechen will. Dass sie sich dabei ausgerechnet gegen Theodors Willen, er schläft ja zunächst, an ihn binden will, ist zwar extrem, aber die Umstände sind auch aussergewöhnlich.
Moralisch finde ich es zudem fragwürdig, dass Theodor Imogen an sich binden lässt, ohne sie über die Konsequenzen zu informieren. Ich bin gespannt, was da noch alles ans Licht kommt. Ausserdem hoffe ich, dass wir noch mehr über die verschiedenen Welten erfahren. Eine Karte im Buch fände ich übrigens grossartig. Das würde die Orientierung deutlich erleichtern.
Auf jeden Fall freue ich mich schon auf den nächsten Leseabschnitt. Obwohl mir der Einstieg schwerfiel, bin ich nun komplett in der Geschichte angekommen und weiss wieder, warum ich früher so gerne Fantasy gelesen habe. Die Magie und die Möglichkeiten solcher völlig anderen Welten haben einfach eine unglaubliche Sogwirkung.