Inzwischen habe auch ich das Buch fertig gelesen. Bezüglich der Struktur des Buches musste ich immer wieder an die in dieser Leserunde gemachte Verbindung zu Bruegels “Karneval und Fasten” denken: auch auf dem Gemälde stellen viele kleine Szenen verschiedene Aspekte zu den im Titel genannten Gegensätzen dar. Die verschiedenen Berichte im Buch hängen auch nur durch das übergeordnete Thema, dem Gegensatz zwischen einer aufgeklärten, eurozentristischen Lebensweise auf der einen und der organischen, “wahnsinnigen” Natur auf der anderen Seite, zusammen.
Im zweiten Teil des Buchs drückt Trapenard dies aus, wenn sie von der “europäischen Schuld”, “einem europäischen Lebensstil auf Kosten anderer” (S. 72) spricht. So benutzt Trapenard z. B. ihren einheimischen Assistenten, wenn sie mit ihm schläft, während sie sich auf der anderen Seite als von ihm “entlarvt” vorkommt. In der Entlarvung klingt auch das Theatermotiv wieder an: In unserer Zivilisation spielt jeder seine Rolle, die angesichts der Zyklen der Natur von Leben und Tod ihre Wichtigkeit verliert.
Vielleicht ist es auch ein Zeichen von der Überheblichkeit unserer europäischen Welt, dem Glauben, dass unsere Grundsätze überall gelten, wenn die ganze Theatergruppe und vor allen Dingen die Holländerinnen (der Mädchenchor und auch die im Dschungel verschwundenen Mädchen) scheinbar komplett unvorbereitet und uninformiert in den Urwald aufbrechen. Im Extremen vertritt der Deutsche, den die Theatergruppe auf der Lichtung im Urwald trifft, diese Ansicht, wenn er sich beschwert, dass er in dem Klima so häufig Rasen mähen muss (S.112).
Den Dschungel erlebt die europäische Theatergruppe als zunehmend bedrohlich: die Autorin verletzt sich, die Theatergruppe verliert sich fast im Urwald und die titelgebenden Holländerinnen sind dort wahrscheinlich zu Tode gekommen. Die geschilderte Reaktion der Europäer auf das Ursprüngliche, Andere ist bei Elmiger Gewalt. Sehr eindrücklich war für mich hier die Szene, in der die wilden Pferde mit Helikoptern gejagt werden, damit sie im Anschluss “zivilisiert” bzw. gezähmt werden können. Tepper ist von der Aktion angewidert, findet aber nur aus seiner Verunsicherung, indem er wiederum die Frau im Bordell unterwirft.
Letzten Endes könnte die Angst vor der Natur für die Angst vor dem Tod und damit der Einsicht in eine Sinnlosigkeit unserer zivilisierten Lebensweise anspielen. So kann die Autorin schliesslich die Nachtaufnahmen der Mädchen als eine Erkenntnis des “grundlosen Wesens der Welt” und in einen “grossen, leeren Gott” verstehen.
Ich finde das Buch nicht einfach zu lesen. Man braucht Musse und Zeit, um über die einzelnen Szenen nachzudenken und Verbindungen herzustellen. Letztendlich fand ich die Lektüre aber sehr lohnend und habe vor, das Buch noch einmal in Ruhe zu lesen.Die Natur ist in den Erzählungen der Autorin nicht harmlos: die Autorin verletzt sich im Dschungel, die Theatergruppe verliert sich fast im Urwald und die titelgebenden Holländerinnen sind dort wahrscheinlich zu Tode gekommen. Die Reaktion der Europäer auf das Andere ist meistens Gewalt. Sehr eindrücklich war für mich hier die Szene, in der die wilden Pferde mit Helikoptern gejagt werden, damit sie im Anschluss “zivilisiert” bzw. gezähmt werden können. Tepper ist von der Aktion angewidert, findet aber nur aus seiner Verunsicherung, indem er selber die Frau im Bordell unterwirft.
Vielleicht ist es auch ein Zeichen von naiver Überheblichkeit, wenn die ganze Theatergruppe und vor allen Dingen die Holländerinnen (der Mädchenchor und auch die im Dschungel verschwundenen Mädchen) scheinbar komplett unvorbereitet und uninformiert in den Urwald aufbrechen, da sie glauben, dass ihre Grundsätze überall gelten. Im Extremen vertritt der Deutsche, den die Autorin auf der Lichtung im Dschungel trifft, diese Ansicht, wenn er sich beschwert, dass er so häufig Rasen mähen muss (S.112).
Letzten Endes könnte die Angst vor der Natur für die Angst vor dem Tod und damit der Einsicht in eine Sinnlosigkeit unserer zivilisierten Lebensweise anspielen. So kann die Autorin schliesslich die Nachtaufnahmen der Mädchen als eine Erkenntnis des “grundlosen Wesens der Welt” und einen “grossen, leeren Gott” verstehen.
Das Ende des Buchs habe ich nicht verstanden und fand ich, wie einige andere in dieser Leserunde auch, nicht wirklich passend.
“Die Holländerinnen” ist nicht einfach in einem Zug durchzulesen. Man braucht Musse und Zeit, um über die einzelnen Szenen nachzudenken und Verbindungen herzustellen. Letztendlich fand ich die Lektüre aber sehr lohnend und habe vor, das Buch noch einmal in Ruhe zu lesen.