Ich habe ja immer ein bisschen Angst vor dem Schluss eines Buches. Natürlich, weil ich gespannt bin, aber v.a. weil ich Angst habe, dass der Schluss schlecht, oder banal und damit enttäuschend ist.
Aber beim Dream Hotel gab es keinen Grund dazu; ich fand den Schluss gut. Er ist hoffnungsvoll, für Sara, aber gibt er trotzdem auch viel zu denken (gerade auch weil nicht alles komplett geklärt und gelöst ist).
Das Buch spielt in nicht allzu ferner Zukunft. Risikobewertung ist schon jetzt ein Thema. Aber wird es dazu kommen, dass jeder und jede sich über ihre Gedanken (und Träume) Sorgen machen muss, weil sie etwas aussagen, das negative bewertet werden kann? Und kann man mit passivem Widerstand wirklich etwas dagegen tun?
Mir scheint, dass Sara und Toya noch etwas erreichen konnten, weil das System noch nicht ganz ausgereift ist. Ich befürchte, dass wenn sich das Überwachsungssystem weiterentwickeln würde, ausschalten evt die einfachere Lösung wäre, als die Freilassung.
Mir hat das Buch auf jeden Fall gut gefallen, es war spannend und ‘süffig’ zum Lesen und hat mich klar zum Nachdenken gebracht. Ich habe auch selten so viele Zettel in ein Buch geklebt, wie bei diesem hier.
Und deshalb nochmal drei Stellen, die ich mir ‘angeklebt’ habe:
S. 449: Dass ihr die Fähigkeit genommen wird, in normaler Sprache zu kommunizieren, ist in ihren Augen nur die neuste in einer langen Reihe von Absurditäten, deren Beginn fast ein Jahr zurücklieg. Vielleicht auch noch länger – nur war sie damals wohl so zufrieden mit den kleinen Freuden und Freiheiten ihres Alltags, dass sie es nicht bemerkt hat.
--> Die Überwachung hat also schon viel früher angefangen, und die Menschen beeinflusst. Auch wenn sie noch keinen erhöhten Risikowert haben und nicht einbehalten werden. Das System beeinflusst, das gesagt werden darf.
S. 470/471: Für Datenhändler, die das menschliche Verhalten in jahrzehntelanger Arbeit schematisiert haben, sind Ausreisser lästig. Ausreisser sind per Definition unkalkulierbar und damit nicht profitabel. Ihre Handlungen weichen ab, ihre Vorstellungen befremden, ihr Leben wir zu einem einzigen Regelverstoss: Sie sind kriminell.
--> Am Schluss ist allerdings jedes Individuum einzigartig und auf seine Art ein Ausreisser. Es können niemals alle Daten gesammelt werden, so dass alles determiniert sein würde.
S. 489: Freiheit ist keine Leerstelle, würde sie ihnen am liebsten sagen. Freiheit hat viele Bedeutungen, sie kompliziert und riskant und kann nur gemeinsam mit anderen geschaffen werden.
-->Und die Freiheit aufrecht erhalten ist Arbeit, und kostet…