Nach dem Tod von Pedro spitzt sich in der zweiten Hälfte alles zu. Immer deutlicher zeigt sich, dass in Tremorglade vieles nicht stimmt. Elena verletzt sich absichtlich mit einem Betäubungspfeil, um zu beweisen, dass die angebliche Schutzmassnahme gar keine Wirkung hat – ein weiterer Hinweis darauf, dass die Bewohner von Tremorglade systematisch getäuscht werden.
Sel dringt während einer Sperrnacht in das Haus von Bürgermeister Warren ein und entdeckt, dass dieser gar nicht eingesperrt ist, sondern sich als Ripper unbehelligt in seinem Wohnzimmer aufhält. Als Sel dabei fast getötet wird, rettet ihn ausgerechnet Ingrid. Gemeinsam mit Elena decken die drei nach und nach auf, dass ihre Chatfreunde auf den Plattformen „FIN“ und „Happy Trappers“ gar nicht real sind, sondern von Sequest gesteuert werden.
In ihrer Suche nach der Wahrheit finden Sel, Elena und Ingrid heraus, dass Harold, ihr bisheriger Vertrauensmann, in Wirklichkeit einer der Gründer von Sequest ist. Seine „Erziehung“ der Jugendlichen war Teil eines Experiments, mit dem das Verhalten in einer kontrollierten Gemeinschaft untersucht wurde. Die Flucht der drei führt sie schliesslich aus Tremorglade hinaus, nur um festzustellen, dass die Aussenwelt Tremorglade als Wildschutzgebiet wahrnimmt, während es in Wahrheit ein abgeschlossenes Forschungsprojekt von Sequest ist. Nach ihrer Gefangennahme im Hauptquartier von Sequest kommt es zur entscheidenden Wende: Pedro lebt und hilft, eine Katastrophe zu verhindern, als Sequest versucht, ganz Tremorglade mit einer Bombendrohne auszulöschen.
Das Ende ist überraschend: Das Virus hat längst auch die Aussenwelt erreicht. Tremorglade wird daraufhin zur Touristenattraktion, während Sel und Ingrid ihre Erfahrungen in Podcasts verarbeiten, was ich lustig und aktuell fand.
Mir hat der zweite Teil sehr gut gefallen. Die Handlung ist durchgehend spannend und die Enthüllungen um Harold, Sequest und Pedro verleiht der Geschichte Vielseitigkeit. Ich fand es beeindruckend, wie viele Parallelen sich zur realen Welt ziehen lassen – etwa zu Themen wie Überwachung, Manipulation, Machtmissbrauch oder dem Glauben an staatlich vermittelte Sicherheit. Sequest erinnert mich stark an Unternehmen oder Institutionen, die Datenmacht und Kontrolle ausüben (wie Palantir, Google & Co.) und die Virusthematik lässt sich unschwer mit realen Pandemien und den gesellschaftlichen Folgen vergleichen.
Ob das Buch tatsächlich schon ab zwölf Jahren geeignet ist, finde ich schwer einzuschätzen. Inhaltlich und thematisch funktioniert es für mich klar auch auf einer erwachsenen Ebene. Gerade, weil die Geschichte so viele Bezüge zu unserer eigenen Wirklichkeit erkennen lässt.