Ein grossartiger Klappentext verspricht Spannung, Action und Skuriles. Leider war das Tempo des Buchs dann um einiges langsamer als erwartet.
Inhalt
Onkel Stellan, ein in Schweden berühmter Komiker wird von Angeta, seiner Ehefrau kaltblütig ermordet. Sara, die Kindheitsfreundin der Töchter des alten Ehepaars ist Polizistin und stösst bei ihren Ermittlungen auf dunkle Geheimnisse der Familie. Die Geschichte spielt in Schweden in 2019, historische Bezüge zur DDR und Sowjetunion und zum Fall der Berliner Mauer 1989 prägen die Handlung.
Weniger ist mehr
Die Themen sind leider enorm weit gestreut, die historisch zitierten Geschehnisse unübersichtlich und es fiel mir schwer, das Wesentliche aus der Handlung herauszulesen. Die Fülle an Nebensächlichem nahm der Erzählung den Drive. Ich finde es immer spannend, wenn eine Geschichte aus verschiedenen Perspektiven heraus erzählt wird. Dass ein allwissender Erzähler kapitelweise den Schulterblick wechselte, gefiel mir. Allerdings sind die Kapitel nicht betitelt und es dauerte meist einen Moment, bis mir klar wurde, wer spricht. Manchmal habe ich das Kapitel dann nochmal von vorn begonnen. Die Kapitel haben eine stark variierende Seitenanzahl, was den Lesefluss zusätzlich stört.
Figuren ohne Lerneffekt
Die Figuren waren für mich zu wenig klar umrissen. Zwar wird einiges am Ende aufgeklärt, doch bleibt für mich unklar: Was genau will Agneta? Warum ist Sara dermassen gewalttätig und impulsiv? Was sind die Beweggründe der Charaktere, dass sie handeln, wie sie handeln? Da bleibt vieles im Dunkeln.
Vielmehr Familiendrama als Thriller, vielmehr Drehbuch als Buch
Mir erscheint «Familiendrama» passt als Bezeichnung besser zu diesem Buch als «Thriller». Die Handlung dreht sich hauptsächlich um familiäre Verbindungen und Geheimnisse, ja zugegeben: Einige davon sind schauerlich. Das Buch bietet mit seinen Bildern und Szenen eine wunderbare Ausgangslage für ein Film-Drehbuch. Zum wasserdichten Thriller mit Gänsehaut-Garantie fehlten mir aber leider die Ausarbeitung der Details und die erquickende Verknüpfung der Nebenhandlungen.
Es handelt sich um den ersten Band der Geiger-Reihe und vieles bleibt vermutlich deshalb am Ende noch offen. Meiner Meinung nach sollte aber auch das einzelne Buch einer Reihe in sich geschlossen funktionieren. Darum von mir diesmal nur 2 Sterne, tut mir leid. Vielen Dank fürs Rezensionsbuch, Orell Füssli und Lübbe Verlag!