Die Grundidee von dem Jungen, dessen grösster Traum es ist, eine verlorene Stadt zu finden und ihre Geheimnisse zu ergründen finde ich an und für sich wirklich gut. Leider erreicht er dieses Ziel viel zu schnell, und das ohne wirklich etwas dafür tun zu müssen. Allgemein ist die Geschichte extrem sprunghaft und geht über potenziell interessante Ereignisse einfach hinweg. An anderen Stellen ist sie wiederum extrem ausführlich und wiederholt sich auch gerne mal, was sie etwas langatmig macht. Die Autorin verlässt sich leider auch viel zu sehr auf kryptische Andeutungen, was aber zur Spannung nicht viel beiträgt wenn man keine Anhaltspunkte zum Rätseln hat. Scheinbar hatte sie auch viel Freude daran, Fantasy-Namen zu erfinden, denn sie sind echt überall: Charaktere, Kreaturen, Waffen, Kleidungsstücke, Materialien, alles hat irgendeine fantastische Bezeichnung. Ich lobe mir die Kreativität, aber ohne Glossar komme ich da echt nicht mit.
Wenn wir es schon von Charakteren haben: Es sind viel zu viele, die in einem viel zu kleinen Zeitraum vorgestellt werden. Manche von ihnen haben zwar echt Potential, aber etwas fehlt mir einfach, sie reissen mich nicht mit und es interessiert mich nicht, was mit ihnen passiert. Einzige Ausnahme ist die Götterbrut, auch wenn wir meiner Meinung nach viel zu wenig Zeit hatten, sie kennenzulernen.
Das alles würde das Buch nicht schlecht machen, jedoch habe ich einen grossen, ekelhaften Dorn im Auge: Der allgegenwärtige sexuelle Unterton, der sich mal mehr mal weniger hervordrängt, aber von Anfang bis zum Schluss eindeutig da ist. Das muss nicht unbedingt etwas Schlechtes sein, aber in diesem Buch hinterlässt es einfach einen unangenehmen Beigeschmack. Eine Szene, die mir besonders negativ aufgefallen ist, ist die, in der sich ein 15-jähriges Mädchen einem Jungen aufdrängt und ihn gegen seinen Willen küsst, was damit endet, dass sie erst von einer Regenwolke durchnässt wird und schlussendlich komplett nackt dasteht, weil sie sich mit ihren Feuerkräften “trocknen” wollte. Ein Zitat von dieser Szene: «Ihr weisses Seidenkleidchen klebte an ihrer Haut und war so durchsichtig geworden, dass ihre kindlichen Brustspitzen und die Einbuchtung ihres Nabels deutlich erkennbar waren.» (S. 126-127)
Ich weiss es ist nur Fiktion, aber ich finde so etwas echt nicht okay, insbesondere wenn es für die Geschichte absolut nicht notwendig ist und ganz bestimmt nicht mit minderjährigen Charakteren.