Die Situation in der Fabrik ist schlimm: Es gibt Lohnabzüge, wenn man 2x pro Stunde aufs Klo muss, selbst für Schwangere; Abzüge für das Summen eines Popsongs; Abzüge für SMS an das kranke Kind. Kaum vorstellbar, oder?
Alex tritt in diesem dritten Leseabschnitt plötzlich ganz anders auf: nun ist er auf einmal der Geschäftsmann, der ziemlich souverän auftritt. Das finde ich irritierend, denn für mich hat dieser Mann nichts mit dem aus den vorherigen beiden Leseabschnitten zu tun. Er wirkt plötzlich viel erwachsener, selbstbewusster. Es erstaunt mich, dass er auch klar Position bezieht und sagt, was geht und was eben nicht geht. Und er wird aktiv. Aber er hat sich von Zhang täuschen lassen. Bei der Demonstration oder beim Streik – egal, wie man es nennt – wollte Zhang Gewalt. Ivy war davon überrascht; sie will nun nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten.
Die Beziehung, wenn man sie überhaupt so nennen kann, von Alex und Ivy ist vorbei. Sie geht einfach weg.
Alex designt plötzlich in wenigen Stunden (?) wunderbare Schuhe, bei denen sogar – wenn auch widerwillig – der Vater ein Lob aussprechen muss. Der Vater lobt ihn, nimmt ihm aber die Muster weg. Was wollte er damit? Wollte er sie vernichten? Oder einfach schnell in die Massenproduktion geben und wie gewohnt verkaufen?
Die Sprache ist manchmal ziemlich plump, fast vulgär – das gefällt mir nicht. Bei den vielen Begriffen aus dem Jiddischen hätte ich mir eine Fussnote gewünscht.
Ivy ist weg, Vater Fedor fährt auch weg, Alex hat vor, neue Wege in der Fabrik einzuschlagen. Ob ihm das gelingt? Am Anfang wirkte Alex so naiv und lethargisch und plötzlich ist er ein gewandter Unternehmer, der nun die chinesische Kultur versteht? Das ist für mich in der Kürze der Zeit keine glaubwürdige Entwicklung. Warum hat er sich so aufgeregt, als Ivy von „Ausländern“ gesprochen hat? In China ist er ja schliesslich einer.
Das Buch ist ausgelesen und ich bin froh darüber. Leider hat mich die Geschichte so gar nicht packen können. Wahrscheinlich bin ich nicht die richtige Zielgruppe, schade.
Gruss ans Fehlerteufelchen, S. 369, ca. Mitte der Seite: „und den Klebs-toffen“ (falsche Silbentrennung); „Sie werden nicht zögern nicht uns zu erschiessen.“ (ein „nicht“ ist zu viel). S. 395: „in einer alten Schul“ (statt „Schule“ – oder ist das Jiddisch?)