Liebe alle
Spannend, wie ihr das Buch empfindet. Der Austausch gefällt mir jetzt schon. 😃
@Arktis Ich muss Dich enttäuschen: Der geschilderte Arbeitsalltag mit wenig Respekt und Wertschätzung kann auch tatsächlich noch heute so sein. Und gerade mich hat die Geschichte sehr an meinen Arbeitsalltag von früher erinnert. @ENIF Ich verstehe das, dass das absolut als noch ,,okay’‘ eingestuft wird, aber ab einem gewissen Punkt, wenn man ständig diesem Machtgefüge ausgesetzt ist und eigentlich auch ein Stück weit missbraucht wird, ist es eben überhaupt nicht mehr ,,okay’'. Auch wenn es kein sexueller Missbrauch ist.
Der erste Teil des Buches hat mich ehrlicherweise dazu veranlasst, dass ich das Buch UNBEDINGT lesen wollte. Ich war gespannt darauf, wie sich die Situation und v.a. Charlotte entwickelt. Ich habs auch spannend gefunden, dass Caroline Wahl immer wieder den Leser direkt anspricht und von ihm rauskitzelt: ,,Gell, du möchtest jetzt das lesen - Pha weitgefehlt…'‘ Ich habe dies v.a. als ,,Abrechnung’' mit dem Verlagswesen an sich aber auch mit der Literatur verstanden.
Während dem Lesen habe ich mich immer wieder mit dem Lebenslauf von Caroline Wahl beschäftigt, weil das Buch von Anfang an einen stark autobiografischen Touch aufwies. Hier schreibt jemand, nein, rechnet ab, der verletzt und gebrochen wurde. Und genau das merkt man im Buch extrem. Es sind so kleine Dinge, die mir auffallen. Wie z.B. dass der Verleger von ,,Frau Scharf, wie Schaf mit r’' spricht. Ich kann das sehr gut auf den Namen von Caroline Wahl umwälzen…
Im ersten Teil merkt man noch sehr, dass Charlotte gefallen möchte. Schliesslich hat sie es mit einem sehr wichtigen und berühmten Verleger zu tun. Ich empfinde ihn für sie wie eine Art ,,Star’'. Deswegen fallen die kleinen Übergriffe vielleicht auch nicht so auf, weil man es sich (noch) schönredet.
Übrigens: Fällt das nur mir auf oder könnte die Geschichte auch in Zürich am Zürichberg, am Uetliberg, am Zürisee, bei der Chinawiese, etc. spielen? Ich hatte ständig das Gefühl, dass hier nicht München, sondern Zürich beschrieben wird. Vielleicht aber auch, weil ich mich mit Caroline Wahls Biografie beschäftigt habe.
Nein, die Protagonistin ist mir auch nicht nah. Dennoch tut sie mir leid. So ganz allein in einer fremden Stadt und ohne Freunde und grossem Vaterkomplex… Ich halte es da wie @Sheherazade. Protagonisten müssen mir nicht sympathisch sein, sondern v.a. authentisch. Und das ist sie alleweil.
Das Zitat aus diesem Teil, das mich besonders berührt hat, war:
,,Charlotte schaut sich das Gesicht an, das zu dem vernarbten Arm gehört, fragt sich, ob neue Narben dazukommen oder ob die letzte Narbe schon dabei ist, und hofft auf Letzteres.''