Wow, das war ja heftig… Hier meine Rückmeldung:
Das Buch spielt gezielt mit der Erwartungshaltung an Frauen: Von einer Frau wird solches Verhalten und schon gar nicht Gewalt erwartet. Genau dadurch bleiben Ji-wons Taten unbemerkt und ungestraft. Der Roman zeigt, wie gesellschaftliche Stereotype Tätern Schutz bieten können – gerade, wenn sie in eine scheinbar „angepasste“ Rolle passen.
Ji-wons Verhalten scheint mir keine plötzliche Entgleisung, sondern entwickelt sich aus ihrem Umfeld:
eine schwache, abhängige Mutter, die trotz Georges Übergriff weiterhin zu ihm geht und dadurch ein fatales Signal setzt
ständige Bewertung durch Blicke und gesellschaftliche Erwartungen
Sehnsucht nach Anerkennung und Zugehörigkeit
Der Tumor ist für mich nicht die Erklärung ihres Verhaltens sondern wirkt wie eine Manifestation von Jiwons Innenleben: Er spiegelt die verdrängten Emotionen, die sich schleichend in Aggression und Gewalt verwandeln. Gleichzeitig ist er ein Symbol für die zerstörerische Last, die sie mit sich herumträgt.
Ich habe das Buch hauptsächlich morgens beim Pendeln im Zug gelesen. Das war definitiv für einige Szenen nicht die richtige Zeit oder der richtige Ort dafür. Vor allem als jemand das äussere des Buches als ‚schön‘ betitelt hat, musste ich doch etwas lachen (ich war gerade bei einer der Aug-Ess-Szenen…).