ENIF Ich habe das Buch gelesen, rezensiert, verstanden und durfte eine Buchempfehlung abgeben. Mein Autorenkollege, ein Ex-Lehrer, ein paar Jahre älter, legte das Buch nach 10 Seiten frustriert weg - war ihm einfach zu hypermodern, zu queer, zu schweizerisch, zu komplex. Deswegen hat er mir sogar ein Ticket für das Stück am Schauspielhaus Zürich geschenkt. Von der Bühnenfassung war ich allerdings sehr enttäuscht, weil Kim sich an das Empirische Theater (von Brecht initiiert) anlehnte, wo das Publikum mit einbezogen wird. Kim als Drehbuchautor mischte sich also unters Volk und befragte dieses. Fand ich nicht so gut, zu provozierend, was das Buch aber nicht tat, sondern zum Nachdenken und Reflektieren animierte. Ich dagegen fand es gut, auch wenn mir der Autor suspekt ist. Der Clou am Ende: das letzte Kapitel ist auf Englisch, aber in Deutsch, wenn man das Buch umdreht. 😀 Warum ich es weiterlas? Weil mich die abgehackte Sprache, also unvollendete Sätze, wo Verben bewusst weggelassen wurden, reizte und das Ambiente. So dozierte der Autor über Biologie, vor allem Bäume und Kräuter, machte dann einen Abstecher ins Mittelalter zu seinen weiblichen Vorfahren, sprang dann wieder ins Jetzt. Eine Zeitreise und eine Hommage an die Frauen, die Weiblichkeit. Ich konnte einiges nachvollziehen; Non-Binäre erkenne ich seither auf Anhieb. Ein Roman für anspruchsvolle Leser, die statt einen füssigen Stil, sich gerne “Kaskaden” stellen, also die Maya-Pyramiden hoch- und runterkraxeln.😌 Ich muss aber zugeben, dass die Sätze gewöhnungsbedürftig waren, also dass ein an sich langer, normaler Satz, zum Beispiel dreigeteilt wurde im Sinne von: Der Mond. Ist aufgegangen. Und die Sternlein prangen." Wenn diese Satzkonstruktion sich über mehr als 200 Seiten erstreckt, ist es natürlich supermühsam.😜