Fanny
Ich bin allein darum schon von dem Buch begeistert, weil ich es so unbedingt zu Ende lesen wollte. Dass Antonia ein “Traum” ist, habe ich irgendwann erahnt, weil Toni wahnsinnig viele Schlafszenen beschreibt und so oft müde ist.
Warum möchte Toni eigentlich kein Kind mehr, das ist mir nicht so klar. Es liegt ein wenig der Verdacht nahe, weil sie sich zum einen mit den negativen Nebenwirkungen der Kinderwunschbehandlungen konfrontiert sieht, zum anderen, weil sie den Fokus auf das Unangenehme im Leben mit Kind legt. Dies würde dann auch erklärten, warum ihr Alter ego Antonia so extrem viele Hürden zu überwinden hat - und doch: Sie überwindet sie. Wer ist nun glücklicher oder weniger unglücklich? Hier bleibt nun doch einiges in der Schwebe und letztlich ist das ja auch ok, denn ein Leben mit Kindern hat Glück und Unglück und ein Leben ohne Kinder ebenfalls. So sagte mir mein Dentalhygieniker während meiner Kinderwunschbehandlung, dass Eltern statistisch gesehen keinesfalls glücklicher seien als Nicht-Eltern 😉 Im Buch finden beide irgendwie Glück, indem sie ihre Situation annehmen.
Gut gefällt mir, dass die Liebe zu Hanna sich entwickelt im Verlauf des Romans und Antonia eine Beziehung zu ihrem Kind aufbauen kann. Schade finde ich nach wie vor, dass hier zwei unterschiedliche Paare “verglichen” werden und eben nicht eine Beziehung mit Jakob mit/ohne Kind.
Den Urlaub und dass offenbar Toni auch ganz kurz der “Traum Antonia” mit Baby in der Trage plus Mann mit Kamera im Schlepptau begegnet, fand ich interessant. Auch dass hier dann das Cover des Romans bei der letztlich befreienden Meer-Badeszene plötzlich so viel Sinn macht, sehr gelungen!
Oft habe ich mich bei dem Roman ertappt gefühlt und dachte: “Wow, das habe ich auch schon mal gedacht!”. Lustigerweise habe ich meine erste Tochter als Baby sogar “Mausezahn” genannt wie Antonia, upsi! Ich selbst habe eine lange Kinderwunschbehandlung mit 5 künstlichen Befruchtungen und zwei Fehlgeburten sowie einen Notkaiserschnitt in Vollnarkose erlebt und habe zwei gesunde Kinder (3 Jahre und 8 Monate). Ich finde nicht ganz nachvollziehbar, wieso Toni hinwirft. Nicht falsch verstehen, ich verstehe absolut, wenn man keine Kinder möchte und wenn man keine Kinderwunschbehandlung möchte auch, aber die Entwicklung bei Toni kann ich nicht ganz nachvollziehen.
Was mir noch nicht ganz klar ist: Träumt Toni Antonias Leben parallel oder nach ihrer Trennung von Jakob? Letztlich kann man die Frage vermutlich gar nicht beantworten, für die Entwicklung von Tonis Charakter wäre es aber interessant gewesen.
Und: Wie versteht ihr denn die letzten Seiten mit dem Besuch in der Bar?
Insgesamt jedenfalls ein sehr gelungenes Buch, das einen beim Lesen mit vielen interessanten Gedankengängen bereichert. Ich habe es bereits weiterempfohlen!