Fanny
Wir sind am Dienstag in Urlaub gefahren und ich habe vorgestern, also am Freitag, mit dem Lesen begonnen. Ich konnte es nicht aus der Hand legen, ich gebe es zu, ich habe es gestern Abend fertiggelesen. Wow! Ich hatte vorher gar nicht gewusst, wie gut das Buch zu mir passt!!! Könnte ich so gut formulieren, hätte ich davon so vieles selbst geschrieben! Ich selbst habe erst lange keine Kinder in meinen 20ern. Später brauchte es dann für unsere beiden Töchter 5 ICSI-Behandlungen, es war also ein langer Weg und die Kinderwunschklinik kenne ich gut. Meine Kinder sind nun 3 Jahre und 7 Monate und ich kann mich total hineinversetzen in die Geschichte! Ich habe mir aber nach S. 99 ein paar Notizen gemacht:
Wie gefällt euch Sauers Schreibstil? Wie würdet ihr den Stil beschreiben?
prägnant, ganz nah dran an den Protagonistinnen. Dennoch hatte ich auf den ersten 5 Seiten etwas Mühe, reinzukommen. Man kann teilweise die zeitlichen Ebenen nicht genau bestimmen.
Inwiefern unterscheiden sich die beiden Leben von Toni – wo gibt es Gemeinsamkeiten?
Allein schon die Namenswahl steht ja für etwas, würde ich sagen. “Antonia” klingt irgendwie gediegener, reifer. In beiden Leben ist sie nicht zu 100 Prozent glücklich, im Leben mit Adam sogar vordergründig sehr unglücklich. Natürlich wird der Vergleich “leben mit Kind” vs. “Leben ohne Kind” maßgeblich dadurch erschwert, dass der Partner ein anderer ist, ebenso wie die finanziellen Verhältnisse/Schwiegermutter. Wäre Toni mit Jacob eine glücklichere Mutter? Oder aber steht Adam nur für jeden potenziellen Vater-Partner, der sich durch eine Geburt entfremdet? Oder hat Antonia mit Adam einen zuverlässigeren “Versorger” gewählt (mehr Geld, keine ständigen Dienstreisen, familiär eng angebunden, alte Heimat?) und in diesem Leben mehr auf ihren Kinderwunsch hingearbeitet, aber weniger Wert auf die große Lieben gelegt? Hier würde mich interessieren, was ihr dazu denkt?
- Wie würdet ihr die Dynamik zwischen Toni und Adam beschreiben?
Adam empfinde ich als sehr fürsorglich und nicht als übergriffig. Wenn mein Mann psychisch so angeschlagen wäre, wie es ihm ja nunmal so vorkommen muss bei Antonia, würde ich auch schauen, dass insbesondere das Kind sicher ist. Nicht nur er ist ihr fremd, auch sie selbst ist sich doch teils fremd. Das finde ich interessant und ich kann es teils auch nachvollziehen.
- Hat euch eine Szene oder einen Dialog in diesem Abschnitt besonders beschäftigt?
Auf den ersten Seiten dachte ich, es wird ein Bashing aufs Muttersein. Das hat sich zum Glück nicht bestätigt, sondern die Autorin greift positive und negative Aspekte beider Leben auf. Bewegt haben mich die Schilderungen von Intimität, insbesondere mit Jacob, die kleinen Gesten, die doch für so tiefe Emotionen stehen. Besonders bewegt hat mich auch, wie die Liebe zum Kind nach und nach deutlich wird. Dass sie das kleine Mädchen erst zurücklässt bei einem “Fluchtversuch”, hat mich richtig mitgenommen.
Ansonsten… Christa ist einerseits ziemlich krass, andererseits: Was wäre ohne Christa? Und was mir noch aufgefallen ist: Also 5 Wochen nach dem Kaiserschnitt noch so starke Schmerzen halte ich eher für ungewöhnlich, eigentlich tut das nach zwei Wochen nicht mehr weh (hatte selbst zwei Kaiserschnitte, davon ein Notkaiserschnitt), Taubheit kann natürlich länger anhalten. Dies erwähne ich, weil ich denke, dass das einigen Frauen, die das Buch lesen, Angst machen könnte, immerhin startet es ja fünf Wochen nach der Geburt.