Fanny Guten Morgen
Ich scheine den Anfang zu machen. 🙂
Danke, liebe Fanny, für die spannenden Fragen.
Der Einstieg hat mir gefallen. Die Leserin befindet sich sofort mitten im Geschehen. Sie weiss, dass etwas geschehen und die Täterin bekannt ist. Über das Geschehen wird vorerst nichts verraten.
Mit Tiziana habe ich meine liebe Mühe. Hugelshofer nimmt sie als klug wahr (S. 9). Auf mich wirkt sie wie ein „Taascheli“ (kennt ihr den Ausdruck? 🤭). Ihr unterwürfiges, aufopferndes Verhalten, die Akzeptanz der sexistischen Äusserungen und Handlungen ihr gegenüber lassen für mich nicht auf eine kluge Frau schliessen. Ebensowenig ihre Einstellung zur Arbeit: „Sekretariatsarbeit fiel umso leichter, dachte sie manchmal, je weniger man davon verstand, was in einer Firma eigentlich gemacht wurde.“ Vielen Dank auch für die Abwertung eines ganzen Berufszweigs (in dem vorwiegend Frauen tätig sind).
Ulrich wirkt charmant aber manipulativ, rücksichtslos, arrogant und selbstbezogen. Die Beziehung der beiden hat für mich einen toxischen Charakter. Wenn sich die Geschichte in diese Richtung weiterentwickelt, kann ich mir gut vorstellen, dass Tiziana die Nase voll hatte und ihn loswerden wollte.
Die kurzen Kapitel fand ich angenehm. Das Buch lässt sich flüssig lesen. Allerdings bekunde ich grosse Mühe mit dem Schreibstil. Es werden Tatsachen erzählt, die ich nicht nachvollziehen kann, z.B.: „Tiziana war noch ein junges Mädchen, als sie sich geschworen hatte, so rasch wie möglich die Handelsschule abzuschliessen und das Elternhaus zu verlassen, um auf eigenen Beinen zu stehen. Auf Schwierigkeiten war sie gefasst (…), S. 21“. Welche Schwierigkeiten sind gemeint? Ich habe keine Stelle gefunden, die darüber erzählt.
Oder: „Und einige Tage später hatte Tiziana zum ersten Mal eine Blutung, die eine ohnmächtige Wut in ihr auslöste. Die Scham, die Tiziana ein Leben lang wie angeboren im Inneren getragen hatte (…)“, S 72. Warum löst die Blutung diese Wut in ihr aus? Wofür hat sie sich geschämt? Was steckt hinter diesen Gefühlen?
Ebenfalls nicht verstanden habe ich das Stilmittel. Mit. Den. Punkten. Simuliert der Autor damit das Stottern? Was ist eure Interpretation?
Ich bin gespannt auf eure Eindrücke.