Der Einstieg in den Roman ist mir gut gelungen, auch wenn ich mich erst an den sprunghaften Erzählfluss gewöhnen musste. Der Autor springt oft zwischen Szenen und Gedanken, was mich beim Lesen manchmal aus dem Takt bringt. Die kurzen Kapitel gefallen mir dagegen sehr – sie machen das Lesen leicht und angenehm.
Tiziana wirkt kontrolliert, strukturiert und doch eher unsicher. Sie scheint wenig selbstbewusst und teilweise etwas naiv. Im Zusammensein mit Ulrich entdeckt sie neue Seiten an sich: mehr Lockerheit, Neugier und Emotionalität. Die stotternden Satzfragmente irritieren und bremsen mich im Lesefluss – ich hoffe, ihre Bedeutung wird im Verlauf klarer. Auch die Rückblenden in ihre Kindheit und zu ihren Eltern in Sizilien werfen viele Fragen auf. Ich denke, dass diese Vergangenheit für ihre Entwicklung noch eine wichtige Rolle spielen wird.
Ulrich ist eine widersprüchliche Figur: äusserlich karrieregetrieben, arrogant und rücksichtslos – aber auch verspielt, fast verrückt, und plötzlich charmant. Gleichzeitig stellt er sich in seiner Ehe als Opfer dar, obwohl er kaum zu Hause ist und seine freie Zeit lieber mit Tiziana verbringt. Diese Widersprüche machen ihn schwer greifbar. Das erste Aufeinandertreffen mit Tiziana ist intensiv – sie fühlt sich tief gesehen, fast entblösst, und ist von ihm sofort eingenommen.
Die Beziehung zwischen den beiden entwickelt sich schnell, wirkt aber von Anfang an problematisch – nicht zuletzt durch das Machtgefälle zwischen Chef und Mitarbeiterin. Dass das Buch mit Tizianas Mordgeständnis beginnt, wirft viele Fragen auf. Ich bin unsicher, ob es der Wahrheit entspricht, könnte mir aber vorstellen, dass sie durch emotionale Überforderung und Kontrollverlust zu einer extremen Handlung getrieben worden sein könnte.
Ich bin gespannt, wie sich die Figuren und die Beziehung weiterentwickeln – und ob das Geständnis wirklich so eindeutig ist, wie es anfangs scheint.