Mein Eindruck vom 1. Teil:
Das Buch hat mich bereits ab der ersten Seite in seinen Bann gezogen. Ich mag den Schreibstil der Autorin sehr und bin bisher begeistert. Besonders gefallen mir ihre eindrücklichen Ortsbeschreibungen. Man merkt, dass ihre eigene Studienzeit noch nicht lange zurückliegt. Es fällt mir leicht, mich in Zoe hineinzuversetzen.
Im ersten Teil sind mir vor allem folgende Themen aufgefallen:
Gleichberechtigung:
Taylor Austin gelingt es meiner Meinung nach sehr gut, das Thema Gleichberechtigung in die Handlung einzubinden. Sobald Zoes Familie eingeführt wird, wird deutlich, dass sie in traditionellen Denkmustern verhaftet ist. Der Vater ist Professor, der Sohn darf lernen und soll in seine Fußstapfen treten. Zoe wird zwar weitgehend geduldet und teilweise sogar gefördert, doch es scheint der Familie wichtig zu sein, dass sie sich weiterhin um Hausarbeiten wie Tischdecken, Kochen und Gäste versorgen kümmert. Pflichten, die ihrem Bruder offenbar nicht abverlangt werden.
Konkurrenzkampf:
Zoes Konkurrenzdenken bzw. ihr Drang, sich zu beweisen, wirkt auf mich teilweise ungesund. Ich verstehe die Faszination für die Forschung und dass Geschwindigkeit eine Rolle spielt. Aber meiner Meinung nach sollte das nicht zu Lasten der Gesundheit oder sozialer Beziehungen gehen. Ihre Mitbewohnerinnen bekommen nichts mehr von ihrem Leben mit und umgekehrt auch nicht. Man hat das Gefühl, dass Zoe zeitweise regelrecht im Wahn handelt. Auch Jack ist in dieser Hinsicht nicht besser. Dass er seine Krankheit nicht ernst nimmt, finde ich sehr bedenklich.
Menschsein:
“Jetzt, nachdem wir die Möglichkeit der Geneditierung haben, müssen wir genau herausfinden, was wir am Menschein schätzen, damit wir es nicht wegschneiden. (…) Welche Grenzen wir für uns selbst ziehen müssen. Das ist vielleicht die einzig wichtige Frage. Denn es wird kein Zurück mehr geben.”
Diese Aussage von Brenna auf S.72 hat mich sehr berührt und zum Nachdenken gebracht. Für mich trifft sie den Nagel auf den Kopf. Ich bin mir allerdings noch unsicher, ob Zoe und Jack diese Grenze nicht bereits überschritten haben. Meiner Ansicht nach denken sie noch zu wenig über die ethischen Konsequenzen ihrer Forschung nach.
Wie Forschung funktioniert:
Ich finde es großartig, wie die Autorin ganz nebenbei erklärt, wie Forschung abläuft und dass dabei oft der Zufall eine entscheidende Rolle spielt. Wie zum Beispiel bei Jacks Entdeckung im Hefeversuch auf Seite 75. Amüsiert hat mich auch Zoes Ausruf auf Seite 78:
“Wissenschaft ist nicht schnell, Jack! Mach dir keine Illusionen!”
Ironischerweise scheinen sie beide das schnell wieder vergessen zu haben. Ihr gesamtes Handeln ist auf Tempo und schnelle Ergebnisse ausgerichtet.
Philosophische Fragen:
Ich mag die vielen philosophischen Aussagen und Fragen, die immer wieder im Text auftauchen. Zwei davon, die sich mit der Dauer des menschlichen Lebens beschäftigen, haben mich besonders bewegt:
- Seite 90: "Aber warum will ich ewig leben, wenn es nicht in meiner DNA liegt?
- Seite 98: “Die tatsächliche Dauer des menschlichen Lebens spielt überhaupt keine Rolle. Glaubt ihr etwa, Ameisen würden ihr Leben ausergewühnlich kurz finden? Oder finden sie, dass es genau die richtige Länge hat? Die erlebte Länge, die gefühlte oder wahrgenommene Länge - ist immer genau gleich, ganz egal, wie lang das Leben tatsächlich ist.”
Beziehung Zoe & Jack:
Ich finde, die Autorin geht sehr feinfühlig mit der Entwicklung der Beziehung zwischen Zoe und Jack um. Das langsame Tempo gefällt mir gut. Trotzdem ist die Spannung zwischen den beiden von Anfang an spürbar. Ich bin gespannt, wie sich ihre Beziehung weiterentwickelt.
Ich bin neugierig, was ihr aus dem ersten Teil mitgenommen habt und welche Themen euch besonders berührt haben.