Das Buch, das ich zuletzt gelesen (und zum Teil gehört) habe, passt auch zur Monatschallenge, obwohl es gar nicht dafür geplant war: Mit Tauben fliegen auf von Melinda Nadj Abonji bin ich nämlich zwischen der Vojvodina, einer autonomen Region Serbiens, und der Schweiz, hin und her gereist.
Ich war mir nicht sicher, ob mir der Erzählstil gefallen würde, aber schliesslich bin ich gut damit zurecht gekommen. Gerade die zum Teil endlos schlingernden Gedankenflüsse der Ich-Erzählerin bringen die Zerrissenheit der Familie zwischen der Vojvodina, der Heimat, wo sie zur ungarischen Minderheit gehörten, und der Schweiz, der neuen Wahlheimat, sehr gut zum Ausdruck. Vielleicht ein zwei Klischees zuviel auf beiden Seiten, aber auch das passt irgendwie zum Grundtenor, dass jeder Mensch mehr als nur ein Gesicht hat, wie es die Grossmutter den beiden Mädchen nahe legt. So haben sowohl Heimat als auch Fremde mehr als ein Gesicht und erzeugen die widersprüchlichsten Gefühle. Auch von der gemischten Gesellschaft des ehemaligen Jugoslawiens und vom Balkankrieg werden in diesem Buch noch einmal ein oder zwei andere Gesichter gezeichnet.