itsbrinaw
Ich kann deine Meinung nachvollziehen und ich möchte sie auch nicht als falsch erklären, aber wie gesagt, ich sehe ein Stück weit anders. Es ist ja ein umstrittenes Thema.
Genau das mit dem Netz ist ja ein Problem. Wie gesagt, ein Buch mit “nur” Text ist dagegen eben nichts schlimmes (ich finde das Bild immer wirkungsvoller als ein Text, denn blöd gesagt, kann ich mir die Hardcore-Sexszene trotz Details immer noch selbst im Kopf vorstellen sodass es notfalls angenehmer ist, während man beim Pornofilm alles zu sehen bekommt, ob man nun will oder nicht). Wenn es aber im Netz schon falsch läuft, ist es sowieso schon zu spät, denke ich. Wenn man also zu jung schon im Dark Romance-Bereich von TikTok herumhüpft, dann fügt das Buch den kleinsten Schaden an, falls man es wirklich so gefunden hat (dass TikTok zwar eintönig ist und sowieso immer nur das gleiche für ein Thema zeigt und man so schnell darauf stösst, weiss ich auch, aber ein Kind hat dort halt generell nichts verloren). Dort müsste man allgemein in einem anderen Bereich ansetzen. Eine Altersbeschränkung auf einem Buch ist da nicht mehr hilfreich/zu spät. Selbst wenn es sie gäbe, so weiss jemand, der die Onlinewelt eben schon kennt, sicherlich schnell, wie man im Netz auf die Pornoseiten oder auch nur schon die Fanfictionseiten gelangt, die man dann auch noch schön nach Kinks und was weiss ich filtern kann. Dann braucht es schon gar kein Buch mehr, denn seine BDSM-Fantasien oder den blutigen Mord kann man auch ganz ohne Geld und Altersbegrenzung online lesen.
Ansonsten eben, sofern das Buch richtig eingeordnet wurde, verliert sich ein Kind auch nicht in diesem Abteil, denn wunderschöne Cover und Farbschnitte gibt es auch schon im Kinder- und Jugendbuchbereich. Diese stocken auch immer weiter auf, denn der Markt boomt auch dort. Wenn man also nur nach Cover kauft, wird man, eben sofern das Buch nicht falsch eingeräumt wurde, so oder so fündig. Das Beispiel von “Tote Mädchen lügen nicht” war auch nur so weit gekommen, weil ein Buch mit diesem seltsamen Cover im falschen Bereich gewesen war (neben den anderen Pre-Teen Mädchenbüchern und nicht neben den Jugendbüchern für ältere Jugendliche, die noch etwas weiter hinten waren) und das liegt dann im Verantwortungsbereich der Person, die es eben dort falsch eingeräumt hat.
Verbote sind meiner Meinung nach auch verlockend. Eine Altersgrenze bewirkt daher vielleicht gerade bei den Falschen eine umso grössere Neugier. Gleichzeitig gibt es eben auch genug jüngere Jugendliche, die mit “harten” Themen egal welcher Art gut umgehen können, eben weil sie die Medienkompetenz dafür haben oder eben einfach etwas früher reifen als andere (gerade in diesen Jahren gibt es noch gewaltige Unterschiede). Wieso sollte man denen den Lesestoff durch eine Altersgrenze verbieten?
Die Sache, die Autoren in Verantwortung zu ziehen, für das was sie schreiben finde ich auch speziell. Ich wüsste auch nicht, ob das wirklich schon passiert ist (wenn dann vermutlich irgendwo in der USA, könnte ich mir denken oder kennst du dazu einen Fall?), denn man darf ja auch so fast alles schreiben und veröffentlichen. Genres waren ja schon immer breitgefächert und es ist ja auch ein Verlangen dafür da, auch ohne Triggerwarnungen, denn man sollte schlicht auch erwarten können, dass man ungefähr weiss, worauf man sich bei einem solchen Buch/Genre einlässt. Wenn ich ein Buch, wie beispielsweise “Daughter of No Worlds” lese, welches ich gerade für eine Leserunde gelesen habe und ich sehe, dass es dort um Sklaverei geht, dann braucht es für mich keine Triggerwarnung für Misshandlung und Menschenhandel, denn das ist selbsterklärend. Dafür gibt es ja einen Klappentext.
Ich glaube die einzigen, bei denen ich mir überhaupt etwas wie Triggerwarnungen vorstellen kann, sind sowieso die verbotenen Bücher, die generell nicht mehr ohne professionellen Kommentar dazu herausgebracht werden, so in die Richtung von “Mein Kampf” und ähnlichem. Dort ist der Text ja zwar nicht explizit, aber er kann die falschen Vorstellungen einer anderen Art auslösen.