Haymitch ist zu dem Zeitpunkt, als Katniss als Freiwillige in den Hungerspielen antritt und Präsident Snow herausfordert, der Mentor der jungen, mutigen Frau, die sich zur Rebellin entwickelt. Er tritt als gebrochener Mann und schwerer Alkoholiker auf, der jede Hoffnung verloren zu haben scheint. “Die Tribute von Panem L. Der Tag bricht an” ist seine Geschichte. Wie Katniss Everdeen wird Haymitch aus Bezirk 12 zu den Hungerspielen geschickt. Und er hat mehr als eine Gemeinsamkeit mit Everdeen: Er kümmert sich um seine Mutter und seinen jüngeren Bruder; um im verarmten zwölften Bezirk über die Runden zu kommen, brennt er heimlich Schnaps. Das Leben ist hart, aber sie handeln es – fernab der dekadenten Hauptstadt, in der die Hungerspiele um Leben und Tod zur Bespaßung der Massen ausgetragen werden.
Weil es sich um das 50. Jahr der grausamen Spiele handelt, werden doppelt so viele Teilnehmer:innen ausgelost – und das Los meint es nicht gut mit dem damals 17-jährigen Haymitch Abernathy. Er soll sein Zuhause verlassen, seine zaghafte Liebe zur Sängerin Lenore Dove vergessen und um sein Leben kämpfen, während die, die sich freikaufen können, gelangweilt am Bildschirm zuschauen und sich die Führungsriege ständig neue lebensbedrohliche Fallen ausdenkt.
Während Haymitch in der Hauptstadt von Panem trainiert, bekommt der feinfühlige Teenager jedoch mehr mit, als Präsident Snow lieb sein dürfte: Im Getümmel der Hauptstadt hört er das Gerücht, dass manche Menschen die Spiele ein für alle Mal beenden, die Ungerechtigkeit in Panem mitunter so abschaffen wollen. Das stellt Haymitch vor ein schwieriges Unterfangen: Er muss die tödlichen Spiele überleben und sich gemeinsam mit den Gegner:innen der Hungerspiele gegen den Präsidenten und seinen grausamen Wettbewerb auflehnen. Dass er diesen Kampf verliert, wissen Leser:innen der “Tribute von Panem”-Trilogie. Aber dass Haymitch mehr mit der Rebellion zu tun hat, als man auf den ersten Blick vermuten würde, wissen diese Leser:innen eben auch. Die Gründe hierfür werden in “Die Tribute von Panem L. Der Tag bricht an” erklärt.
“Brot und Spiele” war ein Motiv, das schon im alten Rom als Ablenkungsmanöver funktioniert hat: Gibt man den Menschen Unterhaltung oder einfach nur überlebensnotwendige Nahrung, vergessen sie andere relevante Dinge oder wollen sie einfach nur mal nicht sehen. Wenn ganz Panem die 50. Hungerspiele gebannt vor den Bildschirmen verfolgt und darauf wettet, welche:r Teilnehmer:in als Nächstes ermordet wird, fällt völlig unter den Tisch, welche politischen Strippen der Präsident eigentlich zieht (Ausbeutung und Unterwerfung zum Beispiel).
Fazit:
Das Bild, das Suzanne Collins von einer nicht näher genannten Zukunft malt, ist bedrückend und schockierend. Aber vielleicht vor allem deshalb, weil das ganze Szenario so dystopisch gar nicht mehr ist: In der aktuellen Weltlage, in der ein Präsident Menschen auf Social Media vorführt und sich selbst als König bezeichnet, lassen sich unweigerlich zaghafte Parallelen zwischen unserer und der “Hunger Games”-Welt feststellen.