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Auch interessant finde ich die Rolle der Kosaken. Warum haben sie ihren Gehorsam verweigert?
Auch ich finde die Rolle der Kosaken in den Ereignissen von Anfang 1917 bemerkenswert. Traditionell galten sie ja als zuverlässige Stütze des Zaren – ein militärischer Ordnungsfaktor mit Sonderstatus, stolz auf ihre Loyalität und kampferprobt in vielen Aufständen des 19. Jahrhunderts. Umso erstaunlicher ist es, dass sie sich bereits in den ersten Monaten der Revolution von der Staatsmacht abwandten und zum Teil sogar mit den Demonstrierenden sympathisierten oder sich weigerten, gegen sie vorzugehen.
Historisch lässt sich das vielleicht wie folgt erklären: Viele Kosaken waren mittlerweile selbst vom Krieg zermürbt. Seit 1914 hatten auch sie enorme Verluste erlitten, wurden immer wieder an die Front geschickt oder zur Niederschlagung von Protesten herangezogen – oft ohne echte Perspektive, mit schlechter Versorgung und wachsender Frustration über die zaristische Führung. Die Loyalität zum Zaren war nicht mehr selbstverständlich. In vielen Kosakenregimentern gab es zudem soziale Spannungen zwischen einfachen Soldaten und ihren Offizieren.
Hinzu kommt, die revolutionäre Stimmung, die sich in Petrograd ausbreitete, war auch an den Kasernen nicht spurlos vorbeigegangen. Die Kosaken lebten nah an der Stadt, hörten die Parolen, sahen die verzweifelte Bevölkerung. Viele fühlten sich nicht mehr als „Werkzeug der Repression“, sondern als Teil eines grösseren Umbruchs. Ihre Entscheidung, nicht gegen die Demonstrierenden vorzugehen, war ein Schlüsselmoment – sie entzog der zaristischen Regierung eine ihrer letzten Machtressourcen.
Dass ausgerechnet sie, die man lange als Bollwerk der Autokratie sah, sich verweigerten, ist sinnbildlich für den Zerfall des alten Russland: Selbst die Säulen der Macht bröckelten, weil das Vertrauen in die Führung verloren ging.
Wie habt ihr diesen Bruch wahrgenommen? Hat euch die Haltung der Kosaken überrascht?