joleli
Um es vornweg zu nehmen; mir gefällt das Buch und was ich bisher gelesen habe.
Aufgrund des flüssigen und eher einfachen Schreibstils gestaltet sich das Lesen relativ zügig. Ich habe den ersten Teil in sehr kurzer Zeit an einem Abend gelesen und wollte gleich wissen, wie es weiter geht. Der Spannungsbogen ist meiner Meinung nach bisher noch etwas flach, ich war beim Lesen aber trotzdem nie gelangweilt oder am Punkt, wo ich nicht mehr weiterlesen wollte. Im Gegenteil. Die Charaktere wurden gut eingeführt und sind klar dargestellt. Auch mir gefällt Svetlana, und ich kann mir ihre Art bildlich vorstellen. Sie ist eine „Macherin“ und lässt sich, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, nicht davon abbringen. Im Gegensatz zu Svetlana scheint Tommi eher etwas zögerlich und unbeholfen. Er würde zwar gerne etwas schaffen, scheint aber selbst nicht recht zu wissen was, oder wie er dort hinkommt. Es wirkt so, als bremse er sich selbst aus und trete ständig auf der Stelle. Auch ist er wenig schlagfertig und seine Formulierungen sind teilweise etwas unpassend. Tommis Vater hingegen weiss genau, was er will und wie er sein Leben gestalten möchte. Dies entgegen aller Konvention. Er wirkt wie ein Lebensfroher und erfahrener Mann, der tut und lässt, was er für richtig hält.
Mir gefällt die Mischung der unterschiedlichen Persönlichkeiten, die durchaus Entwicklungspotenzial haben. Auch die Aktualität der Geschichte finde ich interessant. Bisher wurde das Mädchen (Leni) noch eher am Rand thematisiert, auch wenn sie für die Geschichte von grosser Wichtigkeit zu sein scheint. Ich freue mich in jedem Fall, mehr über ihre Vorgeschichte und ihr Schicksal zu erfahren.
Alles in allem gefällt mir der Schreibstil und die bildhafte Sprache. So kann ich mir die Landschaften, das Wohnmobil, das Altersheim und die Flüchtlingsunterkunft anhand der Beschreibungen gut vorstellen. Ich freue mich, nun weiterzulesen und zu erfahren, wen Tommi anruft und wie diese Person ihm helfen kann (obwohl ich bereits einen Verdacht habe).
Zitat Svetlana: „Kommt auch Schriftsteller vor im Theaterstück, hast du gewusst?“ […] „Wird auch erschossen.“ Irgendwie finde ich den Ausspruch in dieser Situation im Kontext mit Tommis verzweifelter Versuche, seine Ex-Freundin wiederzugewinnen, sehr passend. Beinahe eine Metapher seiner eigenen Beziehungssituation, die längst leblos vor sich hin vegetiert und eigentlich tot ist, auch wenn Tommi das noch nicht zu glauben scheint.