Mein Leseeindruck subjektiv, aber spoilerfrei .)
Durch eine begeisterte Rezension bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden und es durfte bei mir einziehen.
Da ich grösstenteils zur Hörbuchversion gegriffen habe gehe ich zuerst darauf ein. Wir haben hier zwei Sprecherinnen, Ruth Reinecke und Jodie Ahlborn, Beide für mich bisher unbekannt. Der Interpretation von Frau Reinecke habe ich etwas lieber gelauscht, da ihre Stimme eher tief, gemächlich und authentischer war. Hingegen empfand ich die Sprechweise von Jodie Ahlborn als zu gewollt und irgendwie war mir die Klangfarbe einfach nicht so sympathisch….Da aber beide Stimmen so unterschiedlich sind, war für mich immer sofort klar, wer von den Protagonistinnen hier gerade “ spricht” so dass ich nie ein Durcheinander hatte .)
Geschrieben ist das Ganze also aus zwei Perspektiven, nämlich der von Jule im personalen Stil und der ihrer leiblichen Mutter in der ICH- Form. Der Wechsel ist willkürlich und auch nicht am Anfang des Kapitels deklariert, sondern man bemerkt es einfach anhand der unterschiedlichen Sichtweisen. Die Geschichte besteht aus zwei Teilen, betitelt mir Davor und Danach, ebenfalls gibt es einen Prolog und einen Epilog. Die Schrift ist angenehm gross und die Kapitel kurz, so dass sich das Buch schnell lesen lässt. Der Schreibstil selber ist flüssig und irgendwie eine Mixtur aus nüchternen, kurzen Sätzen und bildhaften Beschreibungen oder klugen Formulierungen wie zum Beispiel “ Sie hatte versucht, in diesen letzten Stunden zu vergessen, was nicht gut gewesen war, und die Lücken mit schönen Erinnerungen zu füllen” ( S.16)
Die Charaktere waren meiner Meinung nach sehr gut ausgearbeitet, egal um welche Figur es geht sie wirkten auf mich lebendig. Natürlich konnte ich nicht alle Handlungen der Protagonisten nachvollziehen, vieles war schwierig auszuhalten, dennoch schaffte die Autorin es mir glaubhaft zu veranschaulichen, wieso oder warum die Person nun so handelt, fühlt oder denkt. Gerade Jule war nämlich nicht gerade eine sympathische Protagonistin mit ihrer distanzierten, abgebrühten Art, obwohl es mich auch wieder sehr berührt hat, mehr aus ihrer Kindheit zu erfahren und dies sicher auch erklärt wieso sie eben Heute ist wie sie ist…..
Ich gebe es offen und ehrlich zu ich habe noch nie etwas von der Hauptthematik, die hier eine Rolle spielt gehört und war entsprechend schockiert, vor allem wenn ich daran denke, dass es noch gar nicht so lange her ist!!! Von daher hat mich auch das Nachwort sehr bewegt und man merkt während dem Lesen der Geschichte, dass die Autorin gründlich recherchiert hat. Trotz der nicht wirklich leichten Kost hat mich das Buch wirklich gefesselt und ich mochte den Aufbau und die Umsetzung ausgesprochen gerne.
Ich vergebe 4,5 Sterne