Zoras Vater starb bei einem Autounfall, als sie 8 Monate alt war. Nun, 60 Jahre später versucht sie herauszufinden, wer ihr Vater war, und wer derjenige war, der den Unfall verschuldet hatte. In wechselnden Episoden und Erinnerungen beginnt Zora die Suche. Ganz unsystematisch, aber lebendig und assoziativ geht sie Spuren nach, Wörtern, Themen und kreist so ihre Frage allmählich ein. Man erfährt vieles über das damalige Leben, über den Diamantring der Mutter, das Kultauto VW-Käfer, das Kino mit Bambi, den übergriffigen Pfarrer, dann aber auch kommen Gedanken zum eigenen Erleben und zu Schuld: habe ich ein Trauma erlitten, bin ich durch diesen Verlust deformiert oder geformt worden, warum habe ich Probleme, Nähe zuzulassen, ja was hat dieser Unfall in meinem Leben bewirkt – und was hat er wohl im noch unbekannten Verursacher E.T. ausgelöst, wie lebt der mit dieser Schuld, oder ist das alles spurlos an ihm vorbeigegangen? In einem eingefügten Buchausschnitt lässt Zora die Frage stellen: Trägt ein Mörder die Seele des Getöteten lebenslang mit sich herum?
«Ob auch E.T. meinen toten Vater mit sich trägt, ob Vaters Seele ihn nicht loslässt? Ein lebendiger Toter, der in ein Leben lang begleitet hat? Wie hat E.T. versucht, diesen aufmüpfigen Toten zum Schweigen zu bringen»? (S.34)
Zora kommt mit der Vaterlosigkeit gut zurecht, beschreibt Erinnerungen an Bari, wo ihre Grosseltern leben. Warum aber verursachen Männer so viel mehr Unfälle, Todesfälle? Warum wurden die Tschinggen verachtet? Warum werden Raser Delikte als Bagatellen abgetan? Die Kreise werden enger, es scheint unausweichlich zu werden, dass sie E.T. aufspürt.
Bis jetzt ist es ein Mosaik, assoziativ tauchen Puzzleteile auf, Erinnerungen aus der Vergangenheit, Gespräche der Gegenwart, Gedanken, Überlegungen, Statistiken, Zitate aus Büchern. Ich bin gespannt wie die Verdichtung weitergeht, einerseits der Handlung, der Suche nach E.T., anderseits der Vertiefung der Überlegungen zu Schuld, Strafe, Tod, ewiges Leben, aber auch zur Befindlichkeit der Autorin, zu ihrem Zurechtkommen mit der Vaterlosigkeit und ihrem gleichzeitigen Suchen nach eben diesem Vater und nach dem, was ihr Vater im Leben verpasst hat.
Ich fand den ersten Teil spannend und abwechslungsreich, und ich bin neugierig, ob die Spannung noch weiter aufgebaut wird, wie sie diesen E.T. aufspürt oder weiter einkreist und die aufgeworfenen Fragen und Themen weiter bearbeitet.