Ich habe das Buch nun auch beendet. Der Schreibstil war sehr gut gewählt, sodass man das Buch gut lesen konnte. Nach wie vor gefiel Matthias Haltung überhaupt nicht und das zog sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch. Er war zu sehr mit sich und seiner Arbeit beschäftigt ohne zu sehen, wie es seiner Frau dabei ergeht. Anatol selbst ist hochbegabt, er hat aber nie gelernt, dass es nicht immer nach seinem Willen gehen kann, da andere Menschen auch Bedürfnisse haben. Er braucht eine gute Bindung zu den Lehrpersonen, was sich am Ende ja als gegeben herausstellte. Zudem müsste er mehr Förderung in Bezug auf seine programmiererischen und filmerischen Fähigkeiten erhalten. Trotz all seiner Probleme, ist er einfach auch ungezogen. Er schreit, sobald ihm etwas nicht passt und gtritt auch sonst recht arrogant auf. KInder schreien, wenn sie ihren Willen nicht bekommen, das ist allen Eltern mit kleinen KIndern nicht fremd, aber irgendwann muss ein Nein von den Eltern akzeptiert werden können, ohne dass es zu Krisen führt. Er wird zwar von seinen Eltern gefragt, weshalb er in speziellen Momenten tritt und schreit, bekommt aber immer rückgemeldet, dass immer die Anderen schuld sind, er aber nicht. Das hat mich sehr gestört. Pamina, die Tochter der Herbsts ist die Leidtragende, die sich immer unterordnen muss und als Selbstläufer wahrgenommen wird. Sie leidet sehr darunter, dass ihre Mutter am Rande der Erschöpfung steht und dass es immer nur um Antatols Bedürfnisse geht. Auch Matthias hätte hier wieder etwas mehr Verantwortung übernehmen können. Und während Anatol jede Eskapade durchgelassen wird, bekommt Pamina verletzende Worte und sogar eine Backpfeife von ihrer Mutter, als sie einmal versucht ihre Bedürfnisse zu äussern.
Jil ist mit der ganzen Situation völlig überfordert, was aber auch kein Wunder ist. Sie steht mit allen allein da ohne Unterstützung. Ich konnte ihre Suizidgedanken sehr gut nachvollziehen. Ständig geht es nur um das Jind, was nicht ins System passt und dazu komt ein Mann, der ihre Arbeit völlig ignoriert, da nur seine Tätigkeit sinnvoll ist. Im Gegenteil er jammert immer darüber, dass er keinen Zeit mehr für Recherchen hat, ohne zu erkenn, dass seine Frau überhaupt keine Zeit für sich selbst bleibt. Zudem scheint er auch gar nicht zu merken wie sehr seine Frau unter der Last leidet.
Alles in allem fand ich das Buch in Ordnung. Gut fand ich die Schilderung der Schulbehörden und ihrer teilweisen Unfähigkeit im Umgang mit Problemfällen. Auch die Lehrer kommen nicht allzu gut weg, was schade ist, denn diese würden wahrscheinlich gern auf jedes einzelne Kind eingehen wollen, können es aber nicht, da sie noch mindestens 20 andere Kinder haben, die beschult werden müssen. Ich finde es ein wichtiges Thema, welches hier behandelt wird. Darüber hinaus regt es zum Nachdenken an, denn wer von uns hat sich jemals Gedanken darpber gemacht, was passiert, wenn das Kind aus dem Schulsystem fliegt? Ich kenne mich in der Materie zu wenig aus,bin aber recht geschockt, dass man nach einigen kläglichen Versuchen von seiten der Schulbehörden einfach aufgibt und das Kind und dessen Eltern ihrem Schicksal überlässt. Als letzte Massnahme wird den Elter empfohlen das Kind in die geschlossene Psychiatrie einzuweisen und zu sagen, dass diese Kinder immer ein Problem mit ihrem Leben haben werden. Hilfe ist für mich etwas anderes. Es spiegelt vielmehr die Machtlosigkeit eines Systems, dass nach Schema F agiert, aber in besonderen Fällen keine Alternativlösung unterbreiten kann.