Bei dem Buch handelt es sich um ein fiktives Tagebuch einer nichtbenannten Ich- Erzählerin, die sich in der Nervenheilanstalt La Salpêtrière einer obskuren Behandlung unterziehen muss. Zeitlich spielt die Geschichte im ausgehenden 19. Jh., also einer Zeit, in der die Psychiatrie noch in den Kinderschuhen steckte. La Salpêtrière wurde bereits im 17. Jh. Als Heilanstalt besonders für Frauen gegründet. Das Buch liest sich flüssig und ist kurzweilig während des Lesens, versetzt den Leser aber immer wieder in Erstaunen in Anbetracht der „Heilbehandlungen“. Gerade Ende des 19.Jh. War das Krankenhaus La Salpêtrière für ihre Forschung hinsichtlich der Hysterie bekannt, welche hauptsächlich Frauen betraf. Beim Lesen des Buches kann man nur erahnen, weshalb die Mädchen eingeliefert wurden. Die Notwendigkeit einer Behandlung in dieser Klinik wird bei der Protagonistin erklärt, weil sie aufhörte zu tanzen. Unweigerlich wird einem beim Lesen die Absurdität der Begründungen offenkundig. Aus meiner Sicht wurden die Hysteriebehandlungen der Frauen nicht aus medizinischen, sondern aus gesellschaftlichen Gründen angewandt. Die Mädchen und Frauen haben sich schlicht nicht korrekt in die patriarchalen Gesellschaft eingegliedert, weshalb die Männer annahmen, dass sie verrückt seien. Dass eine Therapie, die darin besteht die Mädchen in Hypnose zu versetzen und dann in aller Öffentlichkrit vorzuführen nicht zum gewünschten Erfolg führt, dürfte jedem klar werden. Aus meinem Empfinden versuchte die patriarchale Gesellschaft den Willen der Frauen zu brechen, um die in das enge Korsett der damals geltenden Normen zu drücken. Das heisst: sie sollten sich dem Willen der Männer unterwerfen, ihrer hottgegebenen Vorherbestimmung zuwenden und schon gar nicht auf die Idee kommen einen eigenen Willen zu äussern. Der leichte, flüssige Sprachstil führt zügig durch das Buch. Das Buch selbst hat nur 126 Seiten, lässt den Leser allerdings im Nachgang mit Fragen zurück, was dazu führt, dass man sich unterbewusst länger mit dem Gelesenen beschäftigt.