Was als harmlose Emanzipationsgeschichte der missverstandenen Elsinore, kurz Elsa, beginnt, wird zum mitreissenden historischen Roman über eine von Menschen gemachte Klimakatastrophe und deren Folgen.
Elsa kommt aus wohlbehütetem Hause, stürzt sich in eine Liebschaft mit Rafe Martinelli, wird Mutter zweier Kinder und hart arbeitende Farmarbeiterin. Hier bei stellt die US-amerikanische Autorin Kristin Hannah eindrücklich dar, wie die Realität junger Menschen Wünsche und Zukunftspläne einholt. Gleichzeitig beschreibt sie die Geschichte vieler hoffnungsvollen Einwanderer anekdotisch am Beispiel Rafes Eltern, die aus Italien in die USA immigriert sind, um sich und ihrem Kind eine bessere Zukunft aufzubauen. Diese anschauliche Generationengeschichte wird von einer menschenverursachten Klimakatastrophe gegen 1930 in den USA herausgefordert: Die Menschen rodeten die Prärien und Wiesen für die Landwirtschaft und rissen die tief verwurzelten Gräser aus, die sie für nutzloses Unkraut hielten. Doch ohne Wurzeln, um den Boden zu verankern, und ohne Regen, bliesen starke Winde die trockene Erde weg, was zu unsäglichen Sandstürmen führten und Ernten verunmöglichte. Dazu trifft die Weltwirtschaftskrise die Schicksale der schon betroffenen Menschen. Hunger und Krankheit bewogen Elsa dazu, ihr Glück mit den beiden Kindern gen Westen in Kalifornien zu versuchen, nachdem ihr Ehemann Rafe sie und seine elterliche Farm verlassen hatte.
Der Roman nimmt hier eine überraschende Wende einer Schicksalserzählung hinzu einer spannenden sozio-politischen Erzählung von Widerstand, gewerkschaftlichen Interventionsversuchen in den USA und ihren schier hoffnungslosen Bemühungen. Haben und Nichthaben trifft aufeinander, Ausbeuter und Ausgebeutete - und die tragische Situation Entscheidungen zu treffen, die die Not zu beseitigen versucht aber in eine Abwärtsspirale führt. Ein sehr realistisch nachgezeichneter Roman über eine grausam harte Zeit, von die man offenbar erschreckend wenig gelernt hat.