Alina Herbing erzählt als jugendliche Ich-Erzählerin Madeleine von einer Kindheit in Mecklenburg. Das Setting könnte idyllisch sein: Ein alter Bauernhof auf dem Land, mit vielen Tieren und einer anfangs noch jungen Familie mit vier Kindern. Madeleine springt zwischen Gegenwart und Vergangenheit umher, ohne Zeitangaben. Immer mal wieder hatte ich dabei den Eindruck, dass die Details ihrer Erinnerungen leicht fehlerhaft sind oder sich miteinander vermischen – wie das bei Erinnerungen üblich ist. Es ist thematisch nicht leicht zu lesen, wie stark Madeleine und ihre jüngere Schwester sich immer mehr selbst überlassen werden, und doch liest sich die Geschichte selbst so flüssig, abwechslungsreich und vielschichtig, dass ich überrascht war, schon an ihrem Ende angelangt zu sein.
Herbing löst dabei nichts auf, viele Fragen bleiben unbeantwortet (gerne hätte ich Anna kennengelernt, mehr über Helge und Lasse erfahren), aber das passt zur Geschichte, zu seiner Ich-Erzählerin, für die das alles selbstverständlich ist und die kein bestimmtes Ziel mit ihrer Erzählung verfolgt.
Mir hat unheimlich gut gefallen, wie Herbing abseits ausgetretener Erzählpfade ihre ungewöhnliche Geschichte mit markanten Figuren spinnt und freue mich jetzt schon auf alles, was sie noch veröffentlichen wird.