Gautier Nun bin ich mit dem vierten Teil durch, der meines Erachtens nochmals an Geschwindigkeit und Spannung zugelegt hat. Persönlich hatte ich mit den vielen Personen und auch mit dem Springen in verschiedenen Zeiten und Orten keine Mühe, für mich hat das in diesem Buch etwas an Vielfältigkeit gegeben. Aber ich gebe Gautier recht: gewisse Figuren werden in etwas schwarz-weisser Manier als schwach oder böse oä dargestellt. Und das macht den Roman z.T. recht trivial und berechenbar (persönlich hab ich auch lieber Figuren, die etwas widersprüchlich sind). Sehr gerne hätt ich auch was über Lorenzos oder Diegos Eltern erfahren. ABER: die grosse Widersprüchlichkeit findet sich am Ende wieder. Das war doch mal ein überraschendes Ende mit einem für mich eher ungewöhnlichen Plot. Ganz ehrlich: Die Unbeteiligtheit von Hannas Vater wird hier erklärt: Der Vater von Hannah ist abwesend, die Mutter psychisch labil, Marc als Onkel irgendwo in der kanadischen Wildnis und Hannah radikalisiert sich online zusammen mit Nicolas, Lorenzo und Diego. Die vier verstricken sich in den Plan, der dann durchgeführt wird. Ich kanns nicht anders als Radikalisierung nennen: Normalerweise sind 15jährige gefangen im Wunsch nach mehr Autonomie, brauchen aber noch ganz viel Bindung. Welche-r “normale” 15jährige macht sich nicht weltverbesserische Gedanken. Und normalerweise ist die Bindung zur Umgebung so stark, dass man in diesem Alter so urteilsfähig ist, die Konsequenzen auch bindungsmässiger Art abschätzen zu können. Und hier verrennen sich drei Jugendliche mit einem labilen Halberwachsenen….
Schlimmer noch: als Hannahs und Lorenzos Ueberleben auffliegt, reagiert die Umgebung doch sehr befremdend, was den beiden ein Leben des ewigen Sühnens beschert: noch als Erwachsene müssen sie sich wegen einer doch recht auffälligen Jugend"sünde" verstecken. Was gibt das für die Tochter Aurora für ein Leben????
Die erwachsene Umgebung hätte m.E. anders, vorbildlicher und erwachsener reagieren müssen - schlimmstenfalls mit einer unter ihnen vereinbarten Notlüge (ev zulasten des toten Nicolas), damit die soziale Integration wieder gelingt. Ich kann mit der Szene, als die erwachsene Hannah bereut, was sie als 15jährige getan hat und nun hilflos sühnt, nichts anfangen. Für mich muss es nicht dringend ein Happyend sein, aber zumindest nachvollziehbar.