Da dieses Buch hier nicht gelistet ist, erfolgt meine Bewertung auf diese Art.
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Beeindruckend!
Die Autorinnen haben 20 Diakonissen porträtiert. Frauen, die sich gegen die Tradition von Ehe und Mutterschaft und für den Lebensweg im Dienste des Nächsten entschieden haben. Als Diakonisse gibt man die Versprechen von Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam ab. Die Frauen arbeiten u.a. in der Krankenpflege, als OP-Schwester, Pflegeschulleiterin, Hebamme, Köchin oder auch als Doktorin der Palliativpflege und Psychotherapeutin. 100 Jahre nach der Gründung der Diakonie – und aufgrund fehlender Neueintritte – muss sich die Arbeit der Diakonie grundlegend verändern, um in Zukunft weiter bestehen zu können.
Erster Eindruck: Ein einfaches Cover mit einem Schnappschuss von drei Diakonissen – gefällt mir. Im Innern werden alle Diakonissen mit einem Foto und ihren Tätigkeitsfeldern vorgestellt. Des Weiteren gibt es – für Nicht-Schweizerinnen – ein Glossar mit Mundartausdrücken.
Ich habe schon mehrere Bücher der beiden Autorinnen gelesen, wo Hüttenwartinnen, Bergführerinnen, Bergbäuerinnen und Älplerinnen (Schwegler) bzw. Bäuerinnen (Bosshard-Kälin) porträtiert wurden. Es gab 4× 5 Sterne, 1× 4 Sterne, d.h. die Erwartungen an das vorliegende Buch waren also hoch! Warum greife ich zu einem Buch über Diakonissen? Erstens mag ich Geschichten von und mit anderen Menschen und zweitens interessieren mich Glaubensthemen sehr. Eine Diakonisse zu werden, ist ein grosser Schritt – und figuriert wohl definitiv nicht unter den Top Ten der attraktivsten Berufe für Schulabgängerinnen, denn dieser „Job“ ist nicht „en vogue“ und er ist auch kein Beruf, in dem Unsummen an Geld gescheffelt werden können. Es ist eben kein Beruf – es ist eine Berufung!
Wieso sagt man eigentlich „unter der Haube“? Diese Frage wird gleich einleitend von der ehemaligen Oberin beantwortet – sehr interessant! Und wie kommt es dazu, dass einige Frauen Tracht tragen und andere nicht mehr? Auch dazu gibt es Antworten (mir war übrigens nicht bewusst, dass das Trachttragen keine Pflicht mehr ist – sehr fortschrittlich!). Einst gab es fast 300 Diakonissen, zum Zeitpunkt der Bucherstellung waren es noch 25 Schwestern. 20 Davon erzählen aus ihrem Leben, von ihrer Entscheidung für die Diakonie, von Konflikten oder auch Krankheiten. Und von Dankbarkeit.
- „Und ich danke für die guten Leute, das gute Essen. Man hat so viel guten Grund zum Danken. Ich bin einfach dankbar, dass ich noch viele Dinge tun kann.“
- „Der Gehorsam, das ist ein Annehmen, die Ehelosigkeit ein Zulassen und die Armut ein Loslassen.“
Mir hat das Buch ausserordentlich gut gefallen – die Frauen haben mich allesamt beeindruckt. Für mich wäre dies definitiv kein Weg gewesen, aber es ist sehr schön, dass diese Frauen sich dafür entschieden haben. 5 Sterne.