Ich bin noch unschlüssig, was ich von Stephan Schäfers Debütroman halten soll.
Ein namenloser Ich-Erzähler nimmt sich ein Wochenende Auszeit in seinem Ferienhaus irgendwo in Norddeutschland. Beim Joggen macht er spontan einen Abstecher zum See, trifft dort unerwartet auf Kartoffelbauer Karl und sein Leben nimmt innerhalb von nur 48 Stunden eine alles entscheidende Wendung.
Mich hat Schäfers Roman anfangs vom Fleck weg abgeholt: sein beruflich erfolgreicher Familienvater steckt im Hamsterrad seiner Karriere. Er weiss, was im Leben wirklich wichtig wäre, aber er setzt es nicht um und verbringt stattdessen schlaflose Nächte im Hotel und die Tage vor diversen Bildschirmen, im Nacken unzählige To-Do-Listen.
Die Atmosphäre auf dem Land, inmitten der Natur, mit Essen, bei dem der Genuss im Mittelpunkt steht und nicht die Kalorien, und Gesprächen, die sich um anderes als den Beruf drehen, kommt einem Urlaub gleich.
Die zeitliche Begrenzung des Romans auf zwei Tage und Figuren bedeutet, dass wir so nur den Beginn der Freundschaft zwischen Karl und unserem Erzähler erleben und auch nur den Moment, in dem der Erzähler entscheidet, sein Leben ändern zu wollen. “25 letzte Sommer” gleicht in der Hinsicht einem Liebesroman, bei dem es auch nur um den Anfang der Beziehung geht und der mit einem Happy End abschliesst.
Doch die dauernde gute Laune und die geballten guten Ratschläge in Romanform nutzten sich bei mir persönlich etwas ab.
“25 letzte Sommer” ist ein wunderbar geradliniger Wohlfühl-Ratgeber-Roman im Stil von John Streleckys “Café am Rande der Welt”, “Frau Komachi empfiehlt ein Buch”, “Tage in der Buchhandlung Morisaki” etc. Eine schmale Lektüre mit potentiell lebensveränderndem Inhalt, die mir persönlich einfach etwas zu leicht und vorhersehbar geraten war.