“Outlive: wie wir länger und besser leben können, als wir denken” von Peter Attia gibt auf über 500 Seiten eine Einführung in die Mechanismen, die hinter dem Altern stehen und einen Überblick der Möglichkeiten, den Alterungsprozess zu verlangsamen. Durchmischt werden dabei Forschungsergebnisse mit persönlichen Erfahrungen und Anekdoten, welche das Buch teilweise unnütz in die Länge ziehen.
Der erste Teil des Buches beginnt mit einem Plädoyer für die Medizin 3.0. Seine Ansicht, dass mehr Arbeit in Prophylaxe und Diagnostik gesteckt werden sollte als nur in die Therapie, wenn die Krankheit bereits da ist, beziehungsweise es vielleicht schon zu spät ist, leuchtet ein. Soweit so gut.
Es folgen sehr detaillierte Beschreibungen verschiedener Alterskrankheiten und ihrer Ursachen. Leider verliert sich der Autor hier in Details, die Fachleuten grösstenteils geläufig sind und Laien leicht überfordern können. Seitenlange Beschreibungen verschiedener Lipoprotein-Partikel sind leider weder wirklich spannend noch hilfreich.
Im nächsten Teil geht es um umsetzbare Tipps für den Alltag, um die Gesundheitsspanne des Lebens zu verlängern, also länger fit und gesund zu bleiben. Wobei umsetzbar relativ ist. Unter anderem wird der off-label use von einem Medikament empfohlen, was normalerweise nach Organtransplantationen eingesetzt wird, eine Batterie von teuren Scans und den Einsatz eines rezeptpflichtigen temporären Implantats, welches den Blutzuckerspiegel in Echtzeit misst. Und wer hat nicht immer beim Training ein tragbares Laktat-Messgerät zur Hand?
Zugegeben, einige Tipps aus dem Buch sind einfacher umzusetzen, jedoch auch nicht wirklich neu. Dass gesunde Ernährung, Krafttraining und genügend Schlaf wichtig sind, wird den meisten bereits vor dem Lesen bekannt gewesen sein. Am meisten habe ich über die Hobbies, die Familie und persönliche Anekdoten aus dem Leben von Peter Attia gelernt, weshalb ich von dem Buch etwas enttäuscht wurde.
Ich habe Respekt vor dem Versuch, den Herr Attia unternommen hat, so viele Informationen in einem Buch zu bündeln und Fachleute und Laien gleichermassen abzuholen, um einen Ratgeber für alle zu schreiben. Leider ist dies nur bedingt gelungen und macht es für die Leserschaft schwierig, konkrete Handlungsempfehlungen aus dem Buch abzuleiten.