Für einen SciFi-Roman trifft das Buch den Nerv der Zeit sehr nah. Also keine Angst: langwierige Erklärungen zu futuristischen Technologien, eine komplett andere Daseinsform der Menschheit oder gar Hollywood-mässige Alieninvasionen bleiben aus. Nick Googins bindet die neuen Elemente gekonnt in einen greifbaren Rahmen mitein, ohne sie unnötig ausschweifend zu erklären. Damit bleibt Raum für Reflektion und eigene Gedanken und Ideen werden richtiggehend gefordert.
Die direkte und einfache Sprache macht das Lesen leicht und flüssig. Auch wenn in den Dialogen die gewohnten Anführungszeichen fehlen. Die Kapitel werden aus der Perspektive von zwei der drei Hauptfiguren geschildert, dem Vater, Larch, und der Tochter, Emi. Die Perspektive der Mutter, Kristina, erhält man entsprechend nur durch die anderen zwei sowie durch geschickt eingesetzte Transkripte von Interviews, welche Emi im Rahmen einer Schularbeit mit ihrer Mutter geführt hat. Der Spannungsbogen ist sehr gut, auch wenn es keine grossen Plot-Twists oder Überraschungen gibt.
Die Familiendynamik ist ebenfalls spannend und spiegelt ganz viele Herausforderungen, welche aktuell und greifbar sind. Das gleiche gilt für die Story an sich: Menschen sind Menschen. Und wie wir wissen, lernen wir leider als Kollektiv extrem langsam und wiederholen dafür altbekannte Fehler immer wieder. Egoismus, Selbstlegitimation von Grossmächten, Hidden Agendas, Geld regiert die Welt, Kapitalismus - die Liste ist lang. Genau dadurch löst das Buch aber Betroffenheit aus, was unbedingt nötig ist, damit sich etwas ändern kann. Auf der anderen Seite wird die Macht von Solidarität, Kommunikation und tiefen Beziehungen ins Licht gerückt. Die Entscheidungen und Eigenverantwortung eines jeden Menschens sind wichtig. Selbst wenn wir gemeinsam den Untergang einmal abgewendet haben. Denn die nächste Herausforderung für die Menschheit kommt bestimmt, aber damit auch die nächste Chance.
Und plötzlich ist das Buch kein einfache SciFi-Erzählung mehr, sondern ein gesellschaftskritischer Roman, der unterhaltsam und spannend ist und zum Nachdenken anregt.