«Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah» gehört zu den Büchern, das ich mal wieder deutlich schneller gelesen habe als andere Lektüren in letzter Zeit. Es war wunderbar, mit einer einfachen und flüssigen Sprache direkt in die Geschichte eintauchen zu können und ich finde es toll, dass mit dem Cover ein Wiedererkennungseffekt für Cho Nam-joos Bücher gegeben ist, die grafische Darstellung gefällt mir so gut. Go Mani, eine Frau, die gerade ihre Arbeitsstelle verloren hat, ist die Stimme dieses Buches. Während sie im Nichts zwischen jetzt und ungewisser Zukunft schwebt und ihre Eltern und sich vorerst mit ihrer Abfindung über die Runden bringt, sinniert sie über ihre Kindheit nach und gibt somit einen Einblick in das Leben eines Mädchens, das in einem heruntergekommenen Seouler Viertel aufwächst. Manchmal sind die Aussagen und Handlungen der Charaktere frustrierend, aber das ist sehr wohl einer der springenden Punkte, denn so ist es nun mal in Wirklichkeit. Die letzten ein, zwei Seiten runden den Roman auf eine (je nach Perspektive) versöhnliche Art trotz allen Widrigkeiten ab. «Auch nachdem […] war das Leben weitergegangen. Das Leben hatte nicht einfach aufgehört wie ein Roman oder ein Film, […]Aus kleinen Handlungen entsteht das Leben, aus vielen Leben entsteht die Welt.» Die letzten Sätze des Buches haben nun einen speziellen Platz in meinem Leserherz.