Belana_st
(Beitrag zur 3. Lesewoche)
Meine Gedanken zu den letzten Kapiteln und dem Ende von Matt Haigs “Die Radleys”:
Ich fand die Rolle der Polizei und des Staates sehr interessant. Es ist eine Welt, die aktiv von der Bedrohung durch Vampire weiss und sogar mit ihnen zusammenarbeitet, um ‘unberechenbare’ Vampire zu neutralisieren. Das ist mal etwas Neues, dass die Geschichte einen anderen Weg (als andere Vampirgeschichten, die sich den häufigen Stereotypen bedienen) einschlägt, indem sie zeigt, wie die Gesellschaft mit der Existenz von Vampiren umgeht.
Für mich haben die Ereignisse am Ende des Buches wirklich die Bedeutung von “Shit hit the Fan” (Pardon my French😅) symbolisiert: a) Beide Kinder im Vollblutrausch. b) Der Ehemann ebenfalls, und er stand kurz davor, eine Affäre zu beginnen (was er zum Glück nicht tat, das fand ich gut). c) Der Schwager entpuppt sich als Psycho, der Helen jahrzehntelang davon abgehalten hat, sie selbst zu sein, und ihr wirklich Schreckliches angetan hat.
Was die Beziehung zwischen Will und Helen angeht, hätte ich mir gewünscht, dass das, was er ihr angetan hat (unter seinem Bann zu glauben, sie liebe ihn, und er ohne ihre (echte) Zustimmung sie einfach biss/verwandelte), deutlicher konfrontiert wird. Ich glaube, dass Helen und die Familie am Ende eine Ahnung davon haben (oder wissen), was er getan hat, aber es wäre besser gewesen, wenn dies (statt in einer Rückblende; was vor Jahren passiert ist) während (oder vor) des finalen Kampfes klarer dargestellt worden wäre. Es hat mir gefehlt, dass Helen die Wahrheit erfuhr und Will damit konfrontieren konnte. Will ist definitiv ein Creep, und Matt Haig hat diesen Charakter wirklich gut hinbekommen. Er hat wirklich verdient, was ihm widerfahren ist.
Kleiner Zwischenruf✋: Es war für mich etwas klischeehaft, dass der Sohn in Wirklichkeit der Sohn vom Bruder (Will) ist. Das wirkte etwas gehetzt, besonders da dieses Thema erst gegen Ende der Geschichte langsam an Bedeutung gewann und dennoch im Finale eine so große Rolle spielte.
Noch ein kleiner Zwischenruf✋: Eine Szene im Buch hat mich sehr an eine Szene aus der TV-Serie “Community” erinnert. Im Buch ist zu Hause ein riesiger Kampf im Gange, und der Vater kommt am Ende der Szene einfach rein und hat keine Ahnung, was los ist. Das hat mich an die Szene aus “Community” erinnert, in der der Charakter Troy eine Pizza holt und in sein Apartment wo die Hölle los ist zurückkehrt😆. Genau so hat sich der Vater am Ende des Kapitels für mich angefühlt😅.
Mit der Storyline von Eve war ich nicht ganz zufrieden. Natürlich geht es ihr am Schluss gut und die Situation mit ihrem Vater hat sich deutlich verbessert. Aber dass sie in so kurzer Zeit zum Vampir wurde und nicht mehr Zeit hatte, sich damit abzufinden, wirkte etwas klischeehaft. Das Konzept “Ich kann sie nur mit meinem Vampirbiss retten” kennt man schon aus anderen Medien, und es hätte besser sein können, wenn die Handlung sich darauf aufgebaut hätte, anstatt es so überstürzt wirken zu lassen.
Das Ende fand ich insgesamt recht gut. Matt Haig hat versucht, alle offenen Fragen zu klären, und es war schön zu sehen, dass die Familie am Ende zusammengekommen ist, besonders die Eltern. Auch wenn der Vater im ganzen Buch recht schwach rüberkam und Helen und den Kindern mehr hätte helfen können, statt mit der Nachbarin “Jazz zu hören”. Es war interessant, dass sie am Ende Abstinenzler bleiben, indem sie auf Vampirblut umsteigen. Das zeigt, dass sie weiterhin an ihrer Sucht arbeiten, aber Mittel finden, um es leichter zu machen. Ich könnte falsch liegen, aber für mich symbolisiert das Vampirblut (VB) in dieser Geschichte das ‘Methadon’ für Vampire, um nicht an den Entzugserscheinungen von Menschenblut zu leiden.
Alles in allem fand ich “Die Radleys” ein gelungenes Buch. Für mein erstes Matt Haig Buch und mein erstes BookTok Buch war es toll. Dies war auch meine erste Leserunde beim BookCircle, und ich habe die ganze Erfahrung wundervoll gefunden. Es war schön, sich miteinander auszutauschen und von anderen zu lesen, was sie vom Buch denken. Ich freue mich schon auf die nächste Runde mit einem neuen Buch.