Ich kann eigentlich nichts beifügen zu dem, was schon geschrieben wurde. Den Schluss fand ich auch zu abrupt und eher unwahrscheinlich, dass ein 12-jähriges Mädchen in letzter Minute die Mutter auf dem Bahnsteig stehen lässt, um im Rathaus ihrer angeschuldigten Freundin zu helfen.
Durch das ganze Buch zieht sich das Thema “Freundschaft” wie ein roter Faden. Die sich verfestigende Beziehung zwischen Maddalena und Francesca, die Eifersucht von Matteo und Filippo auf Francesca aber auch die beginnende Freundschaft zwischen Francesca und Noè.
Die Autorin versteht es blendend auch viele alltägliche Situationen in den Text einzubinden. Man lernt, wie sich der Faschismus schleichend in das Alltagsleben der Leute eingemischt hat. Personen werden sehr bildhaft beschrieben. Der “Fall” der immer auf Anerkennung bedachten Mutter von Francesca wird ganz subtil beschrieben: Auf S. 223 verhöhnen Tiziano und seine Freunde Donatella als “Bordsteinschwalbe”. Sie erklären Maddalena und Francesca, dass das ein Ausdruck für ein leichtes Mädchen sei. Auf S. 237 scharwenzelt Francescas Mutter vor der Messe um Signor Colombo herum, was die alten Frauen zu folgendem Kommentar veranlasst: “Seht nur, wie die Schwalbe ums Nest herumflattert.” Francesca und ihr Vater sind sehr betroffen und Francesca schreibt: “Waren wir wirklich die ganze Zeit blind gewesen? Er, weil er nicht sehen wollte, und ich, weil mir noch nicht aufgefallen war, dass ich schon zu viel gesehen hatte?”
Das Buch ist voll von solchen Erkenntnissen. Auf S. 250: "Eine erwachsene Frau zu sein, bedeutete, einem Mann, wenn er sagte: “Du gehörst mir”, in die Augen zu sehen und ihm zu antworten: “Ich gehöre niemandem.” Vielleicht nicht gerade der Gedanke einer 12-jährigen aber auf alle Fälle eine sehr starke Aussage.
Für mich ist “Malnata” ein Buch, das ich jederzeit weiterempfehlen würde. Die Übersetzung ist gut, es liest sich flüssig. Ich werde es noch ein zweites Mal lesen, um noch mehr kleine Details zu entdecken.